Gratwanderung zwischen Neuland und Serienfertigung
Alpex entwickelt in Tirol hochkomplexe Werkzeuge, die beim Bau von Flugzeugen und in der Automobilindustrie zum Einsatz kommen. Dabei bewegt sich das Unternehmen im ständigen Spannungsfeld zwischen völlig neuer und sich immer weiter verbreitender Technologie.
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eit den 1990er Jahren finden carbonfaserverstärkte Kunststoffe, so genannte CFK, zunehmend Anwendung in den verschiedensten Bereichen der Technik und der Produktfertigung. Die Vorteile des Hightech-Materials liegen auf der Hand. „Solche Verbundwerkstoffe erreichen eine Zugfestigkeit und Steifheit, die vergleichbar mit der von Stahlteilen ist“, erklärt Hermann Fohringer, kaufmännischer Leiter von Alpex. „Im Gegensatz zu Metall ist das Material aber nicht nur korrosionsbeständig, sondern auch ultraleicht. Bei selber Belastbarkeit fällt so nur ein Bruchteil des Gewichts an.“
Besonders interessant sind carbonfaserverstärkte Kunststoffteile daher seit längerem für die Luftfahrt. Beim Bau von Flugzeugen ist hohe Widerstandsfähigkeit ebenso wichtig wie Gewichtsersparnis, die sich direkt auf Treibstoffverbrauch, CO2-Ausstoß und das Transportvolumen auswirken. „Mittlerweile entdeckt aber auch die Automobilindustrie immer häufiger die Vorzüge des Werkstoffs“, erzählt Fohringer. „Viele Hersteller sind allerdings noch in der Entwicklungsphase, bei der wir sie unterstützen. Wie viel von der Technologie schlussendlich Umsetzung in Serienfahrzeugen finden wird, muss sich erst zeigen.“
Leichtbautrend frühzeitig erkannt.
Dieses Potenzial von CFK als Werkstoff hat man bei Alpex schon vor Jahren erkannt. Bereits 2006 hat sich das Werkzeugbau-Unternehmen auf den CFK-Bereich spezialisiert. Inzwischen hat sich der Betrieb international einen Namen bei den Herstellern von CFK-Bauteilen gemacht. Die hohe Qualität, verbunden mit Flexibilität und Spezial-Know-how, hat Alpex zum Ansprechpartner für Kunden aus aller Welt gemacht. Dazu zählen zum Beispiel Unternehmen wie Airbus oder Honda.
„Man darf sich unter dem, was wir bieten, selbstverständlich keine Werkzeuge im traditionellen Sinn vorstellen“, erklärt Fohringer. „Wir entwickeln gemeinsam mit unseren Kunden komplexe Vorrichtungen, die zur Herstellung von CFK-Teilen mit höchsten Qualitätsansprüchen benötigt werden.“
Da die Elemente des Verbundstoffes unter Druck und oft auch Hitze in der jeweiligen Form ausgehärtet werden, ist für jede neue Art von Bauteil auch ein neues Werkzeug, also eine neue Aushärteform, nötig. Diese wird bei Alpex nicht nur hergestellt, sondern auch den jeweiligen Kundenwünschen entsprechend von Grund auf entwickelt. Dabei werden sowohl die Anforderungen an die Werkstücke selbst als auch an deren wirtschaftliche Produktion in Betracht gezogen und aufeinander abgestimmt. Je nach den gewünschten Eigenschaften steht Alpex mit Know-how und Erfahrung zur Seite, um die Kunden bei der Auswahl des geeignetsten Verfahrens zu unterstützen.
Das Beste aus zwei Welten.
Da es sich bei CFK um einen Verbundstoff handelt, kombiniert er die Vorteile verschiedener Materialien. In der Herstellung müssen diese aber erst miteinander verbunden werden. Dabei kommen die Carbonfasern als gewobener, schwarzer Stoff zum Einsatz. Dieser wird im entsprechenden Werkzeug in die gewünschte Form gezogen, gelegt und gespannt. Dazu kommt der Kunststoff in Form eines flüssigen Harzes, das erst bei der Fertigung aushärtet. Mit diesem Kunstharz wird das Carbonfaser-Textil durchtränkt und so härten beide Bestandteile je nach Verfahren unter Druck und Wärme oder unter Hitze aus. Dadurch können selbst komplexeste dreidimensionale Geometrien erzeugt werden, die mit anderen Werkstoffen unmöglich umsetzbar wären – und das bei extremer Leichtigkeit und enorm hoher Belastbarkeit. „Die genauen Details dieser Verfahren unterliegen natürlich strenger Geheimhaltung“, meint Fohringer. „In der CFK-Entwicklung kommt es genau auf dieses Know-how an. Und das entwickelt jedes Unternehmen selbst.“
„Als Tiroler Unternehmen haben wir international nur eine Chance, wenn wir technologisch auf dem neuesten Stand sind.“
Thomas Jäger, Geschäftsführer
Seiltanz Technologie-Entwicklung.
Mit der Fokussierung auf die CFK-Branche hat sich Alpex bewusst in einer anspruchsvollen Nische positioniert. „Der Markt für CFK-Bauteile wächst stetig“, erzählt Geschäftsführer Thomas Jäger. „Immer mehr Hersteller entdecken die Vorzüge des Materials für sich, verfügen aber noch nicht über das nötige Know-how oder evaluieren gerade, wie genau sich CFK für sie am besten einsetzen lässt. Dabei unterstützen wir sie.“ Wie Jäger sagt, bewegt sich Alpex gewissermaßen zwischen dem absolut Neuen und der Serienreife: „Wir arbeiten mit Auftraggebern gemeinsam an Lösungen, die ihnen die Umsetzung von Konzepten ermöglichen, und fertigen Werkzeuge für Spezialaufträge, wie Leitwerke und Landeklappen von Flugzeugen. Dort sind ex-trem hohe Qualitätsstandards vorgeschrieben und wir sind eines von relativ wenigen Unternehmen, die diesen gerecht werden können.“
Und Jäger weiter: „Als Tiroler Unternehmen haben wir international nur eine Chance, wenn wir technologisch auf dem neuesten Stand sind. In dem Moment, in dem Technologien sich weiter verbreiten und zum Standard werden, erhöht sich die Konkurrenz mit anderen Anbietern, welche dann vielfach auch aus Niedrig-Lohnländern kommen.“
Deswegen beschäftigt Alpex neben Fertigungstechnikern, Konstrukteuren und Projektleitern auch Physiker und Kunststofftechniker. „Durch unser kontinuierliches Engagement in F&E-Projekten haben wir uns ein tiefgreifendes Verständnis für die CFK-Fertigungsprozesse erarbeitet. Unser technologisches Know-how wird ständig weiter ausgebaut und direkt in die Realisierung der Kundenprojekte eingebracht“, so Jäger. „So gelingt es uns, der Marktentwicklung immer einen Schritt voraus zu sein und unseren Kunden die Technologie zu bieten, die zum Standard von morgen werden kann.“
„Mittlerweile entdeckt auch die Auto-mobilindustrie immer häufiger die Vorzüge des Werkstoffs CFK.“
Hermann Fohringer, kaufmännischer Leiter