Hintergrundwissen
Standort Tirol: Tolles Image, viel Innovation, teure Grundstücke
Wie steht der Wirtschaftsstandort Tirol da? Ein Vergleich zeigt viele Stärken, aber auch einige Schwächen – unter dem Strich aber eine Konstellation, die hohe Chancen offenhält.
enn Nicht-Tiroler an Tirol denken, haben sie schöne Landschaft, Skifahrer und Tourismusangebote im Kopf. Unterschätzt wird die hohe Bedeutung einer starken Industrie im Land. Doch dies ist vielleicht einer der Stabilitätsfaktoren im Land. Industrie und Tourismus haben unterschiedliche Konjunkturzyklen. Das bedeutet, dass die Konjunktur in Tirol stabiler läuft als in anderen Bundesländern. Und zuletzt auch kräftiger: 2014 hatte Tirol das stärkste Beschäftigtenwachstum Österreichs (+2 Prozent), und im Zeitraum 2001 bis 2014 das zweitstärkste (+20,1 Prozent).
Ob Tirol ein guter Standort für ein Unternehmen ist, hängt von der Branche ab. „Unternehmen aus dem Sportbereich finden hier sicher ein ideales Umfeld, auch Technologieunternehmen, die den Kontakt zur Universität suchen. Unternehmen, die dagegen vor allem viel Fläche benötigen, werden hier weniger gute Bedingungen vorfinden“, sagt Harald Gohm, Chef der Tiroler Standortagentur. „Insgesamt aber ist Tirol ein hervorragender Standort, es macht auch Spaß, diesen Standort zu vermarkten.“ Tirol hat ein hervorragendes Image. „Wenn ein Unternehmen sagen kann, es kommt aus Tirol, ist das grundsätzlich positiv belegt.“
Wo Tirol stark ist.
Die Stärken Tirols liegen in der hohen Qualität der Mitarbeiter, der Fachkräfte, auch in ihrer Loyalität zu den Unternehmen – „das höre ich immer wieder von Unternehmen“, berichtet Gohm.
Zunehmend gehören auch Forschung und Entwicklung zu den Stärken Tirols. Laut Statistik Austria kletterte die Forschungsquote in Tirol auf 3,14 Prozent, das ist weit über dem EU-Schnitt. Tiroler Unternehmen steigerten ihre Forschungs- und Entwicklungsausgaben mit +38,8 Prozent österreichweit am stärksten, ist Landesrätin Patrizia Zoller-Frischauf stolz.
Weitere Stärken: die gut ausgebaute Infrastruktur und vor allem die schöne Landschaft: „Das sind Stärken, die vielleicht auch die Schweiz, Südtirol oder Bayern haben, deshalb ist es wichtig, diese Vorteile auszubauen und zu ergänzen“, sagt Gohm. Da sei Tirol etwa in Sachen rasche Behördenverfahren zum Teil schon sehr gut unterwegs. „Geschätzt wird auch das gute Schulausbildungsangebot bis zum internationalen Bakkalaureat“, so Gohm.
Wo Tirol Schwächen hat.
Etwas hinderlich sind die vergleichsweise hohen Grundstückspreise, die Unternehmen in Tirol zahlen. „Wir haben gar nicht so wenige verfügbare Flächen für Unternehmen, aber wenn einer sich nur wegen der Fläche in Tirol niederlassen will, um z. B. nur große Lagerhallen zu bauen, ist er wahrscheinlich am falschen Ort.“
Nachteile sind auch noch bremsende Dinge in der Gewerbeordnung: „Wenn ein chemisch-technisches Prüflabor, das 25 Jahre lang in Deutschland gearbeitet hat, bei einer Ansiedlung in Tirol
Befähigungsnachweise erbringen muss, dann versteht das ja dort niemand. Oder wenn der kaufmännische Geschäftsführer eines ansiedlungswilligen Betriebs seine Hauptwohnsitze der vergangenen fünf Jahre mit allen Meldezetteln nachweisen muss.“ Hier sei der Bund gefragt, zu entbürokratisieren.
Verbesserungswürdig ist auch die Unternehmensgründungsdynamik in Tirol. Doch immerhin: Tirols Firmengründer sind laut Global Entrepreneurship Monitor besonders wettbewerbsstark. 42 Prozent der Tiroler Jungunternehmer bieten neue Produkte oder Dienstleistungen auf Märkten mit geringer bis keiner Konkurrenz an. Der bundesweite Durchschnittswert liegt bei nur einem Drittel.
Was den Standort attraktiver machen könnte.
Entbürokratisierung auf allen Verwaltungsebenen. Land, Bund und EU sowie Erleichterungen bei Steuern und Lohnnebenkosten, sagen Unternehmer. Intelligente Grundstückspolitik, die sicherstellt, dass Unternehmen auch Erweiterungsmöglichkeiten zu akzeptablen Preisen haben.Maßnahmen gegen einen drohenden Facharbeitermangel.
Tirol darf schließlich seine Verkehrsinfrastruktur nicht vernachlässigen. Internationale Unternehmen wünschen sich in Tirol auch noch bessere Fluganbindungen.
Jetzt informieren über das Impulspaket des Landes
Das Land Tirol hat heuer im Sommer ein Impulspaket über 135 Millionen Euro für die nächsten zwei Jahre geschnürt, das die Wirtschaft im Land ankurbeln soll. Die Landesregierung hofft, dass das Paket Investitionen in Höhe von 600 Millionen Euro auslöst. Finanziert wird das Ganze durch die Auflösung von Haushaltsrücklagen, durch Wohnbauförderungsrückflüsse und Dividendenzahlungen der Tiwag. Tiroler Unternehmen können davon profitieren, wenn sie rasch handeln, denn das Tiroler Impulspaket besteht großteils aus dem Vorziehen von Bau- und Infrastrukturvorhaben:
- 53 Mio. Euro fließen in die Verstärkung der Wohnbauoffensive. Der Bau von 500 zusätzlichen Wohnungen soll 2016/17 gefördert werden.
- 24,75 Mio. Euro gehen in vorgezogene Baumaßnahmen in Landesgebäuden. Es geht um thermische Sanierungen und Barrierefreiheit.
- 21,7 Mio. sind für die Winterbauoffensive und für Tourismusförderungen vorgesehen. Darunter fallen u. a. Sonderprogramme für barrierefreien Tourismus und für Personalunterkünfte.
- 10,55 Mio. Euro fließen in die Bereiche Bildung und Soziales.
- 25 Mio. Euro stellt die TIWAG an vorgezogenen Mitteln für Instandhaltungen bereit.
- Wie Unternehmer das Impulspaket nutzen können, erklären die Experten der Tiroler Raiffeisenbanken. Ein Beratungsgespräch lohnt sich.