Über Mut, Vertrauen und Sinnhaftigkeit
Das 25. Tiroler Wirtschaftsforum war heuer wieder mit einer Reihe von Spitzenreferenten besetzt – allen voran mit Peter Schöffel, der das gleichnamige Familienunternehmen bereits in siebenter Generation führt. Ein Gespräch über unternehmerische Werte, Vertrauen und das Erfolgsrezept des Outdoorbekleidungsspezialisten.
Tiroler Wirtschaftsforum
Das Tiroler Wirtschaftsforum 2015 Anfang November stand unter dem Motto „Die unerschöpfliche Kraft von Mut und Emotion in Wirtschaft und Gesellschaft“. Bei der jährlichen Veranstaltung treffen die Teilnehmer auf internationale Experten und Fachleute. Neben Top-Referenten bietet die Tagung für die Entscheidungsträger aus Wirtschaft und Politik auch eine Plattform, um zu diskutieren und Kontakte mit neuen Businesspartnern zu knüpfen.
err Schöffel, was war für Sie ausschlaggebend, beim Tiroler Wirtschaftsforum als Referent aufzutreten?
Peter Schöffel: Österreich und Tirol im Speziellen sind mir sehr wichtig. Privat bin ich Sommer wie Winter mit meiner Familie gerne in den Tiroler Bergen. Geschäftlich verbindet uns einiges mit unseren Nachbarn: So sind wir seit vielen Jahren Partner des Österreichischen Skiverbands (ÖSV). Auch unsere Tochterfirma Schöffel Austria hat ihren Sitz in Innsbruck, wo wir den ersten Schöffel-LOWA-Store in Österreich eröffnet haben. Zudem ist das Tiroler Wirtschaftsforum eine hochkarätig besetzte Plattform. Von diesem Tag habe ich so manches für mich mitnehmen können.
Über welche Aspekte haben Sie auf dem Wirtschaftsforum gesprochen?
Mir war es wichtig, nicht primär über Schöffel zu reden, sondern zu zeigen, wie wir die Marke führen. Im Mittelpunkt steht dabei unser Claim „Ich bin raus“. Er beschreibt nicht nur unsere Markenphilosophie, sondern auch unsere Unternehmens-DNA – unsere Werte. Ich bin überzeugt, eine Markenphilosophie ist nur dann stimmig, wenn man sie selbst lebt. „Ich bin raus“ ist deshalb so zentral für Schöffel, weil es eine gesellschaftliche Grundhaltung beschreibt, die bewusst einen anderen Weg geht als dieses permanente Getrieben-Sein – höher, schneller, weiter – im Beruf, im Sport oder im Privatleben. Mit einer anderen Art der Souveränität mache ich etwas für mich und nicht gegen mich oder andere.
Sie haben zuvor Ihre Werte erwähnt, welche sind Ihnen für Ihr Unternehmen besonders wichtig?
Wir sind ein inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen, gegründet 1804, da zählt der Generationenauftrag, nicht der Quartalsbericht. Der Name auf meiner Kleidung steht auch im Ausweis meiner Kinder. Das passt sehr gut zu „Ich bin raus“. Man muss nicht jeden kurzfristigen Trend mitmachen, nur um den schnellen Euro zu erzielen. Erfolg ist wichtig – keine Frage. Man muss Geld verdienen und Umsatz generieren. Aber die Frage ist: Wie tue ich das? Wir versuchen, souverän und nachhaltig die Marke und das Unternehmen zu entwickeln. Im Fokus stehen dabei immer die Menschen – als Mitarbeiter und Kunden.
"Wir sind ein inhabergeführtes, mittelständisches Unternehmen, gegründet 1804, da zählt der Generationenauftrag und nicht der Quartalsbericht. Der Name auf meiner Kleidung steht auch im Ausweis meiner Kinder.“
Peter Schöffel
Welche Werte sind Ihnen privat wichtig?
Auch privat gilt: Der Mensch kann sich seine eigene Agenda vorgeben und souverän und gelassen seinen eigenen Weg gehen. Auch in der Freizeit und beim Sport geht es nicht darum, mir ständig zu beweisen, dass ich es etwas besser kann als am Tag zuvor oder als meine Freunde. Ich mache es, weil es mir Spaß und Freude bereitet. Und ich bin überzeugt davon, dass auch viele unserer Kunden genau das suchen. Sie gehen nicht auf den Mount Everest, aber lieben es dennoch, in den Bergen unterwegs zu sein.
Schöffel hat sich von einem Socken- und Strickwarenunternehmen zu einem der führenden Outdoorbekleidungsspezialisten entwickelt. Worin sehen Sie Ihr Erfolgsrezept?
Alles entscheidend sind die Mitarbeiter. Das war vor 200 Jahren so, und das ist auch heute so. Zum anderen ist das Thema Generationenwandel ein wichtiger Punkt. Daran scheitern viele mittelständische Unternehmen. Bei uns ist die Unternehmensverantwortung von Generation zu Generation wie ein Staffelholz weitergegeben worden. Privat- und Familieninteressen stehen immer hinter jenen der Firma. Hier schließt sich auch der Kreis zu den Mitarbeitern wieder: Die Summe der Mitarbeiter muss einem immer wichtiger sein als man selbst.
Wie wichtig sind Mut und Vertrauen für einen Unternehmer?
Unternehmertum bedeutet letztlich, ein Wagnis einzugehen, etwas zu riskieren. Dafür gibt es keine Garantie. Aber man muss Vertrauen haben. Vertrauen in die Zukunft und in die Märkte – und vor allem in die Mitarbeiter. Das ist für mich ein zentrales Führungsprinzip. Idealerweise schenkt man sich gegenseitig Vertrauen und wird später belohnt. Zum Unternehmertum gehört eine ordentliche Portion an Grundoptimismus und Mut, wobei – auch das muss man sagen – der Grat zwischen Mut und Dummheit manchmal schmal ist.
Welche Rolle spielen Kooperationen mit anderen Firmen?
Gerade für mittelständische Unternehmen sind Kooperationen und Partner unerlässlich. Es ist eine Illusion, zu glauben, man könne alles selber machen. Ein solides Netzwerk an Partnern, die helfen, gute Produkte zu gestalten und zu vermarkten, ist das Um und Auf. Bestes Beispiel ist für uns der ÖSV. Auch bekannte Skischulen in St. Anton oder im Schweizer Zermatt sind schon seit 20 Jahren unsere Partner, die uns wertvolles Feedback geben. Partnerschaften sind keine Einbahnstraßen – privat wie im unternehmerischen Leben.
Wo sehen Sie künftig noch Wachstumspotenzial für Ihr Unternehmen?
Grundsätzlich bin ich ein Freund von „weniger ist mehr“: Konzentration, um relevant zu sein. Darum stellen wir seit jeher nur Bekleidung her – Funktionsbekleidung für Outdoor und Ski. In Zentraleuropa haben wir uns gut positioniert, hier wird auch unser Hauptfeld bleiben. Aber Asien – Japan, Korea, China und Taiwan – ist momentan ein Markt, der für uns besonders spannend ist.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ich wünsche mir ganz demütig, dass es uns bei Schöffel weiterhin gelingt, zu beweisen, dass die Wirtschaftswelt nicht nur aus internationalen Großkonzernen besteht. Das hat nichts mit einer Rückwärtsorientierung zu tun, sondern mit einer menschlichen Art, Wirtschaft zu betreiben. Auch so kann man Geld verdienen und erfolgreich sein.
Vielen Dank für das Gespräch.