Kleine Teile, große Innovation

Electro Terminal behauptet sich von Innsbruck aus seit 1964 in einem Nischenmarkt. Dank eines Management Buy-outs steht das Unternehmen nun seit Kurzem auf komplett eigenen Beinen.

Fotos: Dominique Huter
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erhältnismäßig unscheinbar wirkt das Gebäude von Electro Terminal am Archenweg im Gewerbegebiet Rossau in Innsbruck. Und ebenso unscheinbar sind auch die Produkte, die dort hergestellt werden. „Der Endverbraucher bekommt unsere Erzeugnisse in den meisten Fällen gar nicht zu Gesicht“, meint Geschäftsführer Walter Mittermüller. „Aber sie sind in jedem Haushalt zu finden.“ Seit mittlerweile 51 Jahren stellt die Firma in Innsbruck Verbindungstechnologie her – Klemmleisten, Anschlussklemmen und die altbekannten Lüsterklemmen, wie sie in nahezu jeder Lichtinstallation zum Einsatz kommen. Und das weltweit mit großem Erfolg. Alleine im Geschäftsjahr 2014/15 erwirtschaftete das Unternehmen mit knapp 100 Mitarbeitern einen Umsatz von 24,5 Millionen Euro.

Klein, aber essenziell.

Dabei bedient Electro Terminal „nur“ einen Nischenbereich der Elektrik- und Elektronik-Industrie. Doch auch dieses kleine Segment birgt Herausforderungen und Raum für Innovationen in sich.

Das Prinzip klingt einfach: Anstatt Kabel fest miteinander oder einem Gerät zu verlöten, werden sie von Klemmen oder Schrauben gehalten. So entsteht eine leitende Verbindung, die jederzeit wieder gelöst werden kann. Da über diese Komponenten Strom fließt, steht Sicherheit an erster Stelle. Sowohl die Materialien als auch das Design der Kunststoffummantelung müssen hohen Standards gerecht werden. Doch auch über den Sicherheitsaspekt hinaus, bietet selbst ein so grundlegendes Produkt immer Platz für Verbesserungen.

 

„Mittlerweile geht es nicht mehr nur darum, Licht mit Strom zu versorgen“, erklärt Mittermüller. Mit der zunehmenden Vernetzung in Haushalten und der Industrie fließen immer häufiger Steuerströme durch die Elemente. Dabei liegen die Toleranzen noch niedriger und es werden verschiedenste Kabeltypen eingesetzt. „Dazu kommt die Miniaturisierung. Während der Platzbedarf bei der klassischen Lüsterklemme bestenfalls ein Nebenaspekt war, ist er heute oft der entscheidende Faktor. Auch in Nischenbereichen gilt es deswegen, immer am Ball zu bleiben.“ So ist nicht nur die Entwicklungsabteilung von Electro Terminal ständig gefordert.

„Mittlerweile geht es nicht mehr nur darum, Licht mit Strom zu versorgen.“

Walter Mittermüller, Geschäftsführer von Electro Terminal
Die Produktion wird jeweils am Tagesende nach Zirl geliefert, dort gelagert und auf Bestellung versandt.

Flexibilität.

Um am Markt Schritt zu halten, muss Electro Terminal Anpassungsfähigkeit beweisen. „Das haben wir bislang sehr gut gemeistert“, meint der Geschäftsführer. Und für die Zukunft hat das 1964 als Tochter des Zumtobel-Konzerns gegründete Unternehmen ein Ass im Ärmel: „Im vergangenen Jahr ist es uns gelungen, einen Management Buy-out zu vollziehen“, freut sich Mittermüller. Seither ist Electro Terminal ein eigenständiger Betrieb. Das bedeutet zwar, dass das Unternehmen den schützenden Schirm des Mutterkonzerns verlassen musste. Dafür ist aber nicht nur der Reporting-Aufwand stark gesunken, sondern auch der Prozess zur Entscheidungsfindung hat sich deutlich verkürzt. „Für uns bedeutet das die Möglichkeit, schneller auf Trends zu reagieren und bei der Erschließung neuer Märkte nicht einer übergeordneten Konzern-Linie treu bleiben zu müssen“, erklärt der Geschäftsführer. An den Geschäftsbeziehungen zu Zumtobel habe der Buy-out  aber nichts geändert. Der Konzern ist noch immer einer der besten Kunden von Electro Terminal und arbeitet eng mit dem Unternehmen zusammen.

 

 Den Buy-out sieht Mittermüller als vollen Erfolg. Und den hat Electro Terminal nicht zuletzt einer hausinternen Informationsoffensive zu verdanken: „Ein solcher Schritt bringt bei der Belegschaft immer Unsicherheiten mit sich. Deswegen haben wir von Anfang an mit offenen Karten gespielt.“ So ist es gelungen, Ängste gar nicht erst aufkommen zu lassen und den Mitarbeitern die Möglichkeit zu geben, am selben Strang zu ziehen. Unterstützung erhielt das Unternehmen zudem von seinem langjährigen Logistik-Partner All Freight Systems (AFS) in Zirl.

Dieser beteiligte sich am Buy-out und wurde seither noch stärker in den Geschäftsalltag integriert.Anstatt den Platz im eigenen Unternehmen zu „verschwenden“, übernimmt AFS die Lagerung von Rohstoffen und fertigen Erzeugnissen. Die Produktion wird jeweils am Tagesende nach Zirl geliefert, dort gelagert und auf Bestellung versandt. So steht in der Rossau mehr Platz zur Produktion zur Verfügung.

Zukunftspläne.

Mittlerweile erzielt Electro Terminal rund die Hälfte seiner Gewinne außerhalb der Lichtbranche, in der die ehemalige Zumtobel-Tochter groß geworden ist. Neue Anwendungsbereiche und Technologien bieten permanent Möglichkeiten, die Produktpalette zu erweitern und sich hervorzutun. Neben der Vernetzung und Digitalisierung unseres Alltags bahnen sich inzwischen auch im Beleuchtungs-Bereich Umbrüche an. „LEDs sind ein Zukunftsmarkt“, meint Mittermüller. „Und nicht zuletzt dank unserer Erfahrung mit Lichtinstallationen sind wir auch in dieser Branche mit dabei.“

 

Von kompromissloser Gewinnmaximie-rung hält der Electro-Terminal-Geschäftsführer allerdings nichts. Für ihn stehen vielmehr Nachhaltigkeit und gesundes Wachstum an vorderster Stelle. Und dazu gehört auch eine gewisse Bescheidenheit: „Electro Terminal soll nicht zu einem Weltmarktführer ausgebaut werden. Wir haben aktuell 60 Vertriebspartner weltweit. Unser Ziel ist es, in allen Märkten, in denen wir vertreten sind, Bekanntheit zu erlangen. Damit, einen guten Namen zu haben, geben wir uns mehr als zufrieden."