Industrie 4.0 – wie österreichische Unternehmen global wettbewerbsfähig bleiben
Industrie 4.0 ist derzeit als Begriff vielfach zu finden. Doch was bedeutet Industrie 4.0 und Digitalisierung, welche Potenziale, aber auch Risiken entstehen für uns als Industrieland oder als Gesellschaft? Welche neuen Anforderungen und Qualifikationen werden an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen gestellt? Zu diesen Themenfeldern nachstehend ein kurzer Überblick.
ndustrie 4.0 als Begriff wurde 2011 im Rahmen der Hannover Messe erstmals angesprochen und 2012 als Handlungsempfehlung des Arbeitskreises Industrie 4.0 näher beschrieben. Im Jahr 2015 hat die österreichische Bundesregierung unter dem Wirtschafts- und Bildungsminister Reinhold Mitterlehner das Thema Industrie 4.0 als einen wesentlichen Bestandteil der Initiativen zur Standortförderung definiert und unterstützt so die Entwicklung mittels Fördermaßnahmen.
Was versteht man nun unter Industrie 4.0? In Europa sprechen wir von unterschiedlichen Epochen der industriellen Revolution: der 1. Industriellen Revolution durch die Mechanisierung unter Nutzung der Dampf- bzw. Wasserkraft im 18. Jahrhundert, der 2. Industriellen Revolution im 19. Jahrhundert mittels der Nutzung elektrischer Energie und damit der Machbarkeit von Massenfertigung, der 3. Industriellen Revolution in den 80er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts durch den Einsatz von IT und elektronischen Steuerungen zur Verbesserung der Automatisierung und nun der 4. Industriellen Revolution durch die Vernetzung von Maschinen und mobilen Endgeräten in allen Bereichen dieser Nutzungsmöglichkeiten.
Im Wesentlichen finden Sie jetzt Begriffe wie SMART Factory, SMART Grid, SMART Logistic usw., welche die digitale Automatisierung über cyber-physische Systeme bzw. das „Internet der Dinge – Internet of Things“ beschreiben. Es geht also darum, Abläufe sowohl im betrieblichen wie auch im privaten Umfeld effizienter und automatisierter zu gestalten und dadurch Geschäftsprozesse oder das private Leben zu verbessern und diese mit digitaler Unterstützung zu beschleunigen bzw. zu automatisieren.
Österreich im globalen Wettbewerb.
Es gibt in Österreich zahlreiche Beispiele, in denen Unternehmen – durch die Nutzung der digitalen Vernetzung und Automatisierung – ihr Unternehmen bzw. ihre Geschäftsprozesse effizienter und effektiver machen konnten und so Energie- bzw. Kosteneinsparungen und Ablaufverbesserungen umgesetzt haben. Wesentlich dabei ist aber, dass diese Unternehmen durch Innovationen und Produktivitätssteigerungen die Standortsicherung unserer Industrieunternehmen und anderer Organisationen in Europa maßgeblich vorantreiben. Doch die große Herausforderung ist –
neben der Bereitschaft zur Innovation und deren Umsetzung – die Weiterentwicklung und Heranbildung von Arbeitskräften, welche die notwendigen Kompetenzen für eine Industrie 4.0 haben. Die Europäische Kommission rechnet etwa mit 825.000 fehlenden Fachkräften im IKT-Umfeld bis zum Jahr 2020, und das ist erst die Spitze des Eisbergs. Diese Tatsache ist mehreren Gründen und Einflussfaktoren geschuldet. Der wichtigste ist jedoch nach wie vor die relativ geringe Quote junger Menschen, die sich für STEM, sprich: techniknahe Berufe und Studienrichtungen, entscheiden. Zudem verpassen viele Unternehmen weltweit, dass sie ihre Mitarbeiter immer stärker mit den so wichtigen eSkills ausbilden müssen.
Beispiele der Digitalisierung und Industrie 4.0.
Erfolgreiche Beispiele im Rahmen der Digitalisierung gibt es genug, meistens werden neue Geschäftsmodelle wie Uber als Taxidienst oder Alibaba als Handelsplattform vorgestellt.
Die große Herausforderung ist die Weiterentwicklung und Heranbildung von Arbeitskräften, welche die notwendigen Kompetenzen für eine Industrie 4.0 haben.
Es gibt jedoch auch zahlreiche Vorbilder in Österreich, so konnte sich z. B. Hagleitner als Dienstleister im Hygienebereich mit dem „digitalen Waschraum“ erfolgreich von Mitbewerbern absetzen. In diesem Modell werden alle Geräte wie Seifenspender, Papiertuchspender etc. online integriert, um den Verbrauch und die Nutzung in Echtzeit zu erfassen und die Steuerung der Nachfüllung unmittelbar durchzuführen. Dies reduziert etwa Verschmutzung und Warteschlangen bei öffentlichen Veranstaltungen. Ein weiteres Beispiel ist die Nutzung von Computern in Goldschmieden, zum einen in der Konstruktion und der Anwendung von 3D-Druckern für das Design, aber auch in der Produktion von Schmuckstücken. Dadurch kann die Arbeitszeit maßgeblich reduziert und so für Kunden einzigartige Schmuckstücke in hoher Qualität zu attraktiven Kosten erzeugt werden.
Viele innovative Unternehmen haben in den vergangenen Jahren ihre Abläufe speziell in der Produktion digitalisiert. Es reicht jedoch nicht, nur den Produktionsbereich zu optimieren, auch der virtuelle Verkaufs- und Marketingprozess muss neu gestaltet werden, damit das Unternehmen von potenziellen Kunden überhaupt gefunden wird.
Lösungen gemeinsam finden.
Wie können nun Mitarbeiter mit den Kompetenzen ausgestattet werden, die sie für eine Industrie 4.0 benötigen?
Der Ansatz, berufsrelevantes Wissen punktgenau mit Talenten und Unternehmen zusammenzubringen, ist eine der Möglichkeiten, das Dilemma rasch aufzulösen. Die weltweite Initiative Academy Cube greift dieses Konzept auf und stellt sowohl eine integrierte (e)Learning-Plattform für Talente zur Weiterbildung als auch eine Stellenbörse dar, auf der sich Firmen mit ihren Herausforderungen und Profilen präsentieren können. Die international agierende PDAgroup mit Sitz in Innsbruck ist zum einen für den Academy Cube verantwortlich, zum anderen als Beratungsunternehmen im Umfeld der Digitalisierung aktiv.
Der Artikel basiert auf einem Beitrag im OCG Journal 01/2015 von Prof. D. Kilian und Prof. P. Mirski.