Sprung in die Oberliga
Fieberbrunn – Tirols ehemals bestverstecktes Skigebiet – mischte in der Wintersaison 2015/16 zum ersten Mal bei den ganz Großen mit. Der Zusammenschluss mit dem Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang trug dabei bereits erste Früchte.
it elf Liften und 40 Pistenkilometern gehörte die Skiregion Fieberbunn im Pillerseetal bislang eher zu den kleinen Fischen unter den österreichischen Skigebieten. Dabei war die Chance, sich als eine der größten Destinationen zu etablieren, schon lange zum Greifen nah: Nur eine Bundesländer-Grenze und der 1.819 Meter hohe Reiterkogel trennten das Tiroler Skigebiet vom Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang auf der Salzburger Seite. Um den Zusammenschluss umzusetzen, wurden 2015 rund 20 Millionen Euro investiert. Sie flossen vor allem in die Entstehung neuer Infrastruktur, die den Zusammenschluss der Wintersportregion Fieberbrunn mit dem Skicircus gewährleisten sollte. Die entsprechenden Bauvorhaben konnten im vergangenen Sommer erfolgreich abgeschlossen werden. Und seit diesem Winter sind die neuen Anlagen in Betrieb.
Der große Sprung.
Mit der TirolS-Kabinenbahn können Skigäste nun erstmals von Tirol aus den Gipfel des Reiterkogels erreichen. Dort haben sie die Möglichkeit, entweder in Richtung Salzburg abzufahren oder über die neue dreieinhalb Kilometer lange Vierstadlalm-Piste in Tirol ins Tal zurückzukehren. Aber die Verbindung ist nur das Kernstück einer kompletten Verschmelzung der beiden Skigebiete. „Fieberbunn ist seit der Wintersaison 2015/16 ein vollständig integrierter Teil des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang“, bestätigt Florian Phleps, Geschäftsführer des Tourismusverbands PillerseeTal. „Unser Angebot umfasst jetzt 70 Lifte und ganze 270 Pistenkilometer – von Tirol nach Salzburg und zurück, mit einer Liftkarte und ohne einmal die Skier abzuschnallen. Damit sind wir innerhalb eines Jahres von der Regional- in die Oberliga aufgestiegen.“
Schwerem Start zum Trotz.
Und dieser Aufstieg zu den ganz Großen macht sich bereits jetzt bemerkbar – auch wenn die Skisaison alles andere als einfach begonnen hat. „Trotz der Schneeknappheit und der schlechten Voraussetzungen konnten wir unsere Vorjahresergebnisse verbessern“, freut sich Phleps. „Und das haben wir zweifelsohne dem Zusammenschluss zu verdanken. So eine Nachfrage wie dieses Jahr hat die Region lange nicht mehr erlebt.“
Aktuell macht sich der Erfolg vor allem in Fieberbrunn selbst bemerkbar. Der Ort konnte alleine im Jänner ein Übernachtungsplus von 16,9 Prozent verbuchen, während die Steigerung in der gesamten Region PillerseeTal 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahr betrug. „Diese positiven Effekte beginnen bereits, in die umliegenden Orte auszustrahlen. Und das wird noch zunehmen“, ist Phleps überzeugt. Auffällig bei den Zuwächsen ist vor allem, dass Fieberbrunn auch international klar an Sichtbarkeit zugelegt hat. Das entspricht nicht nur dem Feedback, das der TVB-Geschäftsführer aus Gastronomie und Hotellerie erhält. Auch die Zahlen bestätigen das: Alleine bei tschechischen Gästen wurde im Jänner ein Plus von 53,09 Prozent verzeichnet. Übernachtungen von Briten sind sogar um 63,53 Prozent gestiegen.
Mehr zu tun.
Ähnliches weiß auch Anton Niederwieser, Geschäftsführer der Bergbahnen Fieberbrunn, zu berichten: „Wegen der schlechten Schneelage gab es zu Weihnachten zwar einen Rückgang bei denTagesgästen aus dem südbayrischen Raum. Dafür haben wir bei den Langzeitgästen ordentlich zugelegt. Und inzwischen sind dank des Wintereinbruchs auch die Zahlen bei den Kurzzeitgästen
sprunghaft angestiegen.“ Mit dem Skigebiet sind auch die Aufgaben gewachsen. Alleine bei den Bergbahnen Fieberbrunn sind durch den Zusammenschluss 20 neue Arbeitsplätze entstanden. Und es werden auch Ausbaupläne gehegt.Zwar ist es bereits diese Saison gelungen, dank Kunstschneebändern die gesamte Region trotz der relativ hohen Temperaturen nutzbar zu machen. Aber der Aufschwung könnte dazu beitragen, das Potenzial zusätzlich zu steigern: „Einige unserer Beschneiungsanlagen stammen noch aus den 1990er-Jahren“, meint Niederwieser. „Würden wir nachrüsten, wären wir in der Lage, die gesamte Pistenbreite zu beschneien – und das energieeffizienter und ressourcenschonender. Und in Anbetracht des Wachstums könnte sich das bald lohnen.“
Ausbaupläne auch im Kleinen.
Die Bergbahnen Fieberbrunn sind nicht die einzige Einrichtung im Tiroler Teil des Skicircus, bei der über Investitionen nachgedacht wird. Das aktuelle Wachstumsplus stützt die durchwegs positiven mittel- und langfristigen Prognosen. „Die Zahlen beweisen, dass wir den ersten Schritt geschafft haben. Das ist aber erst der Anfang. Jetzt gilt es, auch qualitativ bei den Großen mitzuspielen. Und diese Gelegenheit wollen viele nutzen“, erklärt Heinz Haßlwanter, Vorstand der Raiffeisen RegionalBank Fieberbrunn-St. Johann in Tirol. Denn auch wenn die Region PillerseeTal jetzt Teil des Skicircus ist, besteht Aufholpotenzial. Und mit diesem rücken auch Weiterentwicklungsmaßnahmen für so manchen Unternehmer näher. Für viele Hoteliers und Gastronomen kommen sowohl Ausbaumaßnahmen als auch eine Qualitätssteigerung, die vor allem die Wertschöpfung erhöhen würde, infrage. So bringt der Zusammenschluss wirtschaftlichen Aufschwung, der die ganze Region belebt.
Anton Niederwieser, Geschäftsführer Bergbahnen Fieberbrunn
„Würden wir nachrüsten, wären wir in der Lage, die gesamte Pistenbreite zu beschneien – und das energieeffizienter und ressourcenschonender. Und in Anbetracht des Wachstums könnte sich das bald lohnen.“
Florian Phleps, Geschäftsführer TVB PillerseeTal
„Fieberbunn ist seit der Wintersaison 2015/16 ein komplett integrierter Teil des Skicircus Saalbach Hinterglemm Leogang.“
Heinz Haßlwanter, Vorstand Raiffeisen RegionalBank Fieberbrunn-St. Johann i. T.
„Jetzt gilt es, auch qualitativ bei den Großen mitzuspielen. Und diese Gelegenheit wollen viele nutzen.“