Alternative Antriebe nehmen Fahrt auf
Benzin und Diesel sind schon lange nicht mehr die einzigen Optionen, um voranzukommen. Alternative Antriebe werden technisch immer ausgereifter und auch im Unternehmensalltag zunehmend beliebter.
utos, die fit für alternative Treibstoffe sind, hatten vor einigen Jahren noch Exoten-Status. Doch inzwischen bieten nahezu alle großen Hersteller Fahrzeuge an, die keine fossilen Brennstoffe mehr brauchen. Besonders in Firmenfuhrparks, die planbare Strecken zurücklegen, bieten Alternativen zum herkömmlichen Fahrzeug bereits heute entscheidende Vorteile. Dabei geht es nicht nur um Geld, sondern auch um die positive Außenwirkung.
Aufbruchsstimmung.
„Strom wird fossile Brennstoffe im Straßenverkehr ersetzen“, attestiert Lorenz Köll. Der Tiroler hat zusammen mit einem Partner die Energie Ingenieure GmbH gegründet. Gemeinsam analysieren sie unabhängig Fuhrparks auf ihre Eignung für Elektromobilität – zunehmend auch in Tirol. E-Autos sind schon lange mehr als nur ein Trend. „Die Technologie entwickelt sich rasant“, berichtet der Experte. „Inzwischen sind Reichweiten von 120 bis 180 Kilometer Standard. Und dieser Wert wächst stetig.“
Außerdem verfügt Österreich bereits heute über ein Ladenetz mit Schnellladestationen im Abstand von 60 Kilometern. Die meisten Österreicher fahren täglich aber nur 40 bis 50 Kilometer. „Für den Alltagsgebrauch ist E-Mobilität somit keine Zukunftsvision mehr“, ist Köll überzeugt.
Entscheidung mit Köpfchen.
Bedingungslos empfehlen will Köll den Umstieg auf E-Autos aber nicht – zumindest vorerst. Denn ist der Akku einmal leer, heißt es warten – an einer Schnellladestation mindestens 20 Minuten. „Setzt man Elektrofahrzeuge allerdings intelligent ein, tritt dieses Problem nicht auf“, so Köll. Deswegen rät der Mobilitätsexperte Unternehmern dazu, den Fuhrpark analysieren zu lassen. Daten wie Fahrstrecken, Fahrweise, Standdauer und mehr fließen in eine Simulation ein und ermöglichen so klare Empfehlungen. Und das nicht nur hinsichtlich der geeigneten Modelle. Auch wie viele E-Fahrzeuge sich lohnen, wie viele Ladestationen wirklich benötigt werden und welche Ladeleistung nötig ist, lässt sich berechnen. Köll: „E-Mobilität ist eine Technologie in Entwicklung.
Aber clever und gezielt eingesetzt, kann sie schon heute mit großen Vorteilen genutzt werden.“
Die Tankstelle im Haus.
Die richtige Ladeinfrastruktur ist dafür unerlässlich. Auch ein Tiroler Unternehmen mischt hier in der Entwicklung erfolgreich mit: Garamanta aus Kolsass. „Um ein Elektroauto schnell aufzuladen, wird eine hohe Ladeleistung benötigt. Diese bewegt sich nicht selten im 20-Kilowatt-Bereich und ist zusätzlich zum Normalverbrauch nicht überall verfügbar“, erklärt Geschäftsführer Bruno Lanbach. Und auch wenn die nötige Stärke erreicht wird, besteht die Gefahr, das Strombezugsrecht – die maximale Kilowattleistung, die pro Anschluss zusteht – zu überschreiten, was in der Regel sehr teuer kommt. Als Lösung dafür bietet Garamanta sogenannte Hochstromspeicher an: Speichermodule, die in unterschiedlichen Größen hergestellt werden und immer dann aufgeladen werden, wenn Strom problemlos und billig verfügbar ist – wie zum Beispiel in der Nacht – oder sogar gratis, über eine Photovoltaik-Anlage.
„Die Technologie entwickelt sich rasant. Inzwischen sind Reichweiten von 120 bis 180 Kilometer Standard. Und dieser Wert wächst stetig.“
Dipl.-Ing. Lorenz Köll, Geschäftsführer Energie Ingenieure GmbH
„Diese Energie steht dann untertags zur Verfügung“, erklärt Lanbach. „Und unsere Speicher bieten genügend Kapazität und Leistung, um auch Elektrofahrzeuge zu betanken – und das deutlich billiger oder sogar mit selbst gewonnenem Solarstrom.“
Zukunftsmusik.
Leistungsfähige Akkus sind aber noch nicht der Weisheit letzter Schluss. „Das aktuelle Elektroauto ist ein Zwischenschritt“, meint Ernst Fleischhacker. Mit seinem Unternehmen fen-systems ist er in der Strategie-, Produkt- und Projektentwicklung tätig und war maßgeblich an der Erstellung der Energiestrategie des Landes Tirol beteiligt. Deren ehrgeiziges Ziel: Energieautonomie für Tirol und die Senkung der CO2-Emissionen auf null bis 2050.
Als einen der Schlüssel dazu sieht Fleischhacker Wasserstoff: „Dort, wo Fahrzeuge weite Strecken zurücklegen oder große Lasten transportieren, liegt die Zukunft beim Wasserstoff-Auto als Weiterentwicklung des Elektroautos.“ Denn auch Wasserstofffahrzeuge nutzen einen Elektromotor. Der wird allerdings nicht über einen Akku, sondern über eine Brennstoffzelle versorgt.
Erste Schritte.
Langfristig hat diese Technologie viele Vorteile: Wasserstoff kann mit sauberem Strom aus Tirol in Tirol produziert werden. Ladezeiten fallen weg: Es gibt keine schweren Akkus mehr, die verschleißen. Und das Reichweiten-Potenzial ist hoch. „Aktuell bringt ein Tank realistisch 450 Kilometer – emissionsfrei“, erzählt Fleischhacker. „Dabei gibt es aber noch viel zu optimieren.“
Bereits heute sind elf Wasserstoffautos in Österreich in Betrieb – sieben davon in Tirol. Und es werden mehr.
fen-systems hat sich 35 wasserstoffbetriebene Hyundai ix35 gesichert. „Wir suchen nach Unternehmen, die auf die neuen Antriebe setzen wollen, vermitteln und informieren“, so Fleischhacker. Das Land Tirol und MPreis sind bereits als regionale und Swarco als globaler Partner mit an Bord. Für Interessierte bietet fen-systems in seinem Green Energy Center Beratung und Testfahrten. „Aktuell schränkt die Infrastruktur, mit je einer Tankstelle in Innsbruck, München und Bozen, die Nutzung noch ein“, meint Fleischhacker. „In den kommenden Jahren werden jedoch andere Fahrzeug-Hersteller auf den Trend aufspringen. Das bedeutet mehr Auswahl, sinkende Preise und mehr Infrastruktur. Und dann steht der Wasserstoff-Zukunft nichts mehr im Weg.“
„In den kommenden Jahren werden andere Fahrzeug-Hersteller auf den Wasserstoff-Trend aufspringen. Das bedeutet mehr Auswahl, sinkende Preise und mehr Infrastruktur. Und dann steht der Wasserstoff-Zukunft nichts mehr im Weg.“
Dr. Ernst Fleischhacker, Geschäftsführer fen-systems