Aus den Bergen für die Berge
Die Span Metallwaren GmbH hat Kohla erfolgreich neues Leben eingehaucht. Dank Innovation und Unternehmergeist ist die Tiroler Bergsport-Marke nicht nur weiter ein Qualitätsgarant, sondern hat auch völlig neue Nischen erobern können.
nde 2002 verkündete die Innsbrucker Max Kohla KG offiziell die Pleite. Damit schien es nicht nur um den Sportartikelhersteller, sondern auch um die Tiroler Traditionsmarke Kohla geschehen zu sein. Doch zumindest für den bekannten Markennamen gab es Rettung – wenn auch von eher unerwarteter Seite: 2003 sicherte sich die Stubaier Span Metallwaren GmbH die Rechte an dem qualitätsversprechenden Namen und gründete mit der Ibex Sportartikel GmbH ein eigenes Vertriebsunternehmen, das ihn weiterführen sollte. „Für Außenstehende ist die Verbindung zwischen Span und Kohla auf den ersten Blick nicht gleich nachvollziehbar“, meint Span-Betriebsleiter Mario Knaus. Allerdings hatte Span als Teil der Stubaier Werkzeugindustrie schon Erfahrung im Bau von Sportartikeln mitgebracht. Das Unternehmen produziert unter anderem Steigeisen, Kletterhaken und Snowboard-Bindungen für namhafte Firmen wie Burton. Auch mit der Max Kohla KG gab es im Vorfeld schon Zusammenarbeit.
Span erzeugte diverse Stanz-Biegeteile für den Sportartikelhersteller. „So haben wir einen Teil des Know-hows schon mitgebracht. Und den Rest haben wir uns angeeignet und kontinuierlich verbessert.“
Rundes Angebot.
Ibex hat sich mittlerweile auf Ausrüstung für Skitouren und Wandern spezialisiert. „Immerhin befinden wir uns in Tirol im geografischen Zentrum des Touren-Trends“, meint Knaus. „Damit haben wir einen Heimvorteil – echte Expertise aus Tirol, in den Bergen für die Berge gemacht.“ Neben Kohla bietet die Vertriebsfirma auch andere Marken an. So ist das italienische Sportmode-Label Crazy Idea mit an Bord. Damit hat das Unternehmen in seiner Produktpalette zum einen sportliche Funktionskleidung aus Italien im Angebot und zum anderen vertreibt es mit Kohla gewissermaßen die Hardware – also Tourenskifelle, -stöcke und
Kraxen aus eigener Entwicklung und Produktion sowie Rucksäcke, die extern nach Kohla-Qualitätskriterien gefertigt werden.
Hausgemacht.
Dabei sind es vor allem die Produkte, die im Haus erzeugt werden, die dem Unternehmen sein Profil verleihen – insbesondere die Tourenfelle. Anders als bei der Konkurrenz lässt Span diese nicht bei Partnern herstellen und beschichten. Stattdessen werden sie mit selbst entwickelter und streng gehüteter Fertigungstechnik in Innsbruck produziert. „Innovation kann man nicht von der Stange kaufen“, bringt Knaus die Philosophie auf den Punkt: „Wir haben viel dazugelernt und daraus Produkte entwickelt. Das ist gerade bei einem nicht einfachen Nischenprodukt wie Fellen unerlässlich, wenn man sich hervortun will.“ Denn der Markt ist heiß umkämpft. Insgesamt gibt es weltweit neun Hersteller für Tourenfelle – bei einem jährlichen Absatzmarkt von rund 300.000 Paar, schätzt Knaus.
„Wir haben viel dazugelernt und daraus Produkte entwickelt. Das ist gerade bei einem nicht einfachen Nischenprodukt wie Fellen unerlässlich, wenn man sich hervortun will.“
Mario Knaus, Betriebsleiter
Preisgekrönt.
Obwohl Kohla früher nicht für Felle bekannt war, hat sich die Marke in dem Bereich mittlerweile einen Namen gemacht. Zum einen ist das der hohen Qualität zu verdanken, die durch die lokale Produktion garantiert wird. „Da wir die Felle selbst herstellen, haben wir absolute Kontrolle über die einzelnen Prozessschritte“, erklärt Knaus. Schichtdicken, Temperaturschwankungen oder Luftfeuchtigkeit – „gerade bei den Klebeflächen gibt es eine Vielzahl von Faktoren, die die Qualität beeinflussen.“ Dementsprechend sind Monitoring und permanente Optimierung oberstes Gebot bei Span.
Zum anderen haben innovative Features dabei geholfen, sich zu etablieren. Kohla-Tourenfelle verfügen über ein adaptierbares Befestigungssystem, dank dem sie auf jedem Ski, egal von welchem Hersteller, montiert werden können. Mit dem selbst entwickelten Vacuum-Base-Fell hat Kohla auch ein neuartiges Klebesystem auf den Markt gebracht. Eine Zwei-Komponenten-Beschichtung ersetzt die traditionellen Klebeflächen und lässt sich viel leichter lösen – eine Entwicklung, die 2014 und als Weiterentwicklung 2015 mit dem ISPO AWARD ausgezeichnet wurde, wie Knaus nicht ohne Stolz erzählt.
„Auf Auszeichnungen und Testergebnisse legen wir Wert. Wir stehen hinter unseren Produkten und stellen uns gerne Herausforderungen.“
Qualität, die überzeugt.
Die Kompetenzen, die Kohla vereint, sind auch an namhaften Skiherstellern nicht vorübergegangen. Entsprechend heiß begehrt sind die Innsbrucker im OEM-Bereich, also als Erstausrüster für andere Marken. „Derzeit fertigen wir Felle für rund 22 Partner“, erzählt Knaus. Dabei steht der Kundenwunsch an erster Stelle. Aufdrucke und Schließmechanismen nach Bedarf sind möglich und auch die markenspezifische Verpackung übernimmt Span für den Auftraggeber. Und weil in Innsbruck bedruckt, geklebt und mit Span-Know-how pulverbeschichtet und metallbearbeitet wird, sind kleine Chargen im individuellen Design kein Problem. „So kann jeder Hersteller auf Kohla-Qualität zurückgreifen, auch wenn nicht Kohla draufsteht“, sagt der Betriebsleiter. „Unsere Artikel werden derzeit – als Eigenmarke und als OEM – in rund 20 Ländern weltweit angeboten.“ Das schafft Krisensicherheit: „Trotz der vergangenen drei recht bescheidenen Winter konnten wir den bisherigen Level halten. Und die Marke Kohla ist damit stärker denn je.“