Der beste Preis und seine Folgen
Die Bestpreis-Klausel bei Buchungsportalen soll fallen. Während sich die Hotellobby freut, rechtfertigen die Plattform-Betreiber die Praxis. Doch welche Konsequenzen sind damit für Hoteliers und Kunden verbunden?
it Ende dieses Jahres könnte es der Bestpreis-Klausel von Buchungsportalen an den Kragen gehen. Eine Gesetzesnovelle hat der Ministerrat bereits vorgelegt. Sie soll im Herbst beschlossen werden. Damit wären Hotels, die Online-Plattformen nutzen, nicht mehr verpflichtet, nirgendwo niedrigere Preise als dort anzubieten.
Fairness oder Vorteil.
Noch wehren sich die Online-Dienste gegen den Vorstoß. Gerüttelt wird vor allem am Argument der Einschränkung der unternehmerischen Freiheit. „25 europäische Behörden – einschließlich der österreichischen Bundeswettbewerbsbehörde – haben bestätigt, dass unsere aktuelle Ratenparitätsregelung (Bestpreis-Klausel, Anm. d. Red.) ihre Bedenken beseitigt“, sagt Peter Verhoeven, Managing Director bei Booking.com. Mit seiner europaweiten Regelung sieht sich das Portal vor allem im Dienst der Kunden. Eine Bestpreis-Klausel trage zur Markttransparenz bei und helfe, Wettbewerb zwischen Online-Buchungsportalen zu fördern.
„Den Betrieben, die Booking.com nutzen, bieten wir beträchtlichen Mehrwert“, meint Verhoeven weiter. „Wir stellen einen kosteneffektiven Marketing-Kanal zur Verfügung. Dafür tätigen wir erhebliche Investitionen in die nötigen Technologien.“ Daran werde sich, auch wenn die Klausel fällt, nichts ändern, versichert er. Man werde Booking.com-Partnern auch weiterhin gute Konditionen bieten. Ebenso wie die Bestpreis-Garantie für Buchende weiter bestehen soll.
Ein Problem, das keines ist?
Dass das Prinzip der Plattformen funktioniert, lässt sich nicht bestreiten. In Österreich wird aktuell ein Viertel aller Buchungen über Portale getätigt. Helmut List, Geschäftsleiter des Tourismus-Consulters Kohl & Partner in Innsbruck, geht das Problem daher auf höherer Ebene an: „Unabhängig von Klauseln: Jeder ist gut beraten, sich überall mit demselben Preis zu präsentieren“, ist List überzeugt. „Sonst riskiert man Glaubwürdigkeit und macht es Kunden unnötig schwer.“ Daher schlägt der Tourismusberater vor, die eigene
Strategie anzupassen. „Bei der Suche kommen Gäste an Portalen nicht vorbei. Und das kommt Hotels zugute – umso mehr, wenn sie den Portal-Besuch in eine Direktbuchung verwandeln können.“
Dazu gelte es, seine Hausaufgaben zu machen. Betriebe investieren zwar häufig Aufwand in ihr Portal-Profil, vergessen dann aber die eigene Website oder gestalten den direkten Buchungsvorgang kompliziert. Im Gegenzug dazu können kleine Belohnungen für das Buchen ohne Mittelsmann einen Anreiz bieten. Und auch andere Plattformen, wie die von Tourismusverbänden, stellen mit gut aufbereiteten Auftritten eine lohnende Alternative dar. Denn dort fällt oft keine oder eine nur geringe Provision an. „Plattformen erlauben es auch, nur bestimmte Kategorien anzubieten“, meint List: „Wer sein billigstes Segment auf einem Portal sperrt, kann so bessere Preise für Direktbucher bieten – ohne etwaige Klauseln zu verletzen. So erlaubt es die richtige Strategie, die Vorteile von Plattformen zu nutzen und dennoch zusätzliche Wertschöpfung durch Direktbuchungen zu generieren.“