Eine wertvolle Ressource
Gesundheitsbewusstsein steht hoch im Kurs. Diesen Trend greifen auch immer mehr Arbeitgeber auf und setzen aktiv Maßnahmen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden ihrer Mitarbeiter zu fördern – zum langfristigen Vorteil aller.
„Immerhin sind wir Gesundheits- und Wohlfühl-Experten. Und es wäre kurzsichtig, wenn davon nur Gäste und nicht auch Gastgeber profitieren würden. Das ist Potenzial, das gerade in der Hotellerie-Branche oft noch brachliegt.“
Katharina Pirktl, Juniorchefin Alpenresort Schwarz
it dem Arbeitsleben sind Stress und physische Belastungen verbunden, egal ob man am Schreibtisch oder körperlich aktiv tätig ist. „Natürlich ist man als Unternehmen daran interessiert, dass Arbeitnehmer gesund sind und sich wohlfühlen“, sagt Christoph Spöck, Leiter der Personalabteilung der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG. „Dabei geht es um messbare Fakten wie Krankenstandstage und Fluktuationen ebenso wie um schwerer Fassbares wie das Wohlbefinden.“ Denn nur wenn sich ein Mitarbeiter gut fühlt, wird er sich mit Elan und vollem Potenzial einbringen.
Kein Wunder also, dass das Thema Betriebliche Gesundheitsförderung an Bedeutung gewinnt. „Darunter fallen sämtliche Maßnahmen, die zur nachhaltigen Steigerung von Gesundheit und Lebensqualität der Mitarbeiter beitragen“, erklärt Spöck. „Ziel ist, eine Balance zwischen körperlichem und geistigem Wohlbefinden und der Beschäftigung zu schaffen.“ Um das zu erreichen, gelte es, Rahmenbedingungen und Werkzeuge zur Verfügung zu stellen. Zugleich sieht Spöck das Unternehmen aber auch in der Pflicht, Bewusstsein zu fördern und das Gesundheitsthema zu einem grundlegenden Bestandteil der Unternehmenskultur zu machen.
Breit gefächert.
Bei der Integration in den Arbeitsalltag kommt man nicht umhin, Aufwand und Geduld zu investieren. Denn die Thematik ist enorm breit gefächert und sollte nicht halbherzig angegangen werden, weiß Martina Maiacher.
„Um einen gesunden Arbeitsplatz zu gewährleisten, gilt es, auf eine Vielzahl von Faktoren Einfluss zu nehmen“, erklärt die Beauftragte der Betrieblichen Gesundheitsförderung der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG. Das Programm mit dem Titel „RLB Vital“ besteht seit 2011 und wurde erst kürzlich zum dritten Mal in Folge mit dem Gütesiegel des Netzwerks BGF zertifiziert. „Die körperliche Gesundheit zu unterstützen ist natürlich ein Teil davon – aber bei Weitem nicht alles“, so Maiacher.
RLB Vital stützt sich auf fünf Säulen. Den Säulen „Ernährung“ und „Bewegung“ wird das Projekt durch gesunde Angebote in der Betriebskantine, ein Fitnessstudio für die 400 Mitarbeiter sowie Informationsveranstaltungen und Kursangebote gerecht. Um die psychische Gesundheit drehen sich die Bausteine „Mentales“ und „Energie“. „Dort informieren wir über Stressreduktion, bieten mentales Training und forcieren Maßnahmen zur Abgrenzung zwischen Arbeit und Privatleben“, erklärt Maiacher. „Außerdem legen wir Wert auf Kritik- und Fehlerkultur.“ Offener Austausch am Arbeitsplatz sei ein wichtiger Schlüssel zur Stressbewältigung, betont sie, denn sie weiß: „Nur wer gehört wird und sich wertgeschätzt fühlt, fühlt sich wohl.“ Als Bindeglied dient die fünfte Säule „Betriebliches Umfeld“. Sie kombiniert Arbeitsplatzergonomie und verbesserte Organisationsabläufe, um Stress- und Frustrationspotenzial- zu senken.
Individualisiert.
Ein gesamtheitlicher „Spielplan“ ist daher Grundvoraussetzung. „Welche Angebote daraus entstehen, sollte individuell entschieden werden“, sagt Gudrun Föger. Sie ist Projektverantwortliche für die Betriebliche Gesundheitsförderung bei Eurogast Grissemann.
2015 begann sie gemeinsam mit einem Projektteam, aufbauend auf einer Mitarbeiterbefragung einen umfassenden Plan auszuarbeiten. Aber gerade bei einem heterogenen Unternehmen wie dem Gastro-Zulieferer, dessen 350 Mitarbeiter sowohl in der Logistik als auch im Kundenservice und in der Verwaltung tätig sind, können sich die Maßnahmen von Abteilung zu Abteilung unterscheiden. Deswegen galt es, generelle Angebote wie gesunde Ernährung, Raucherentwöhnung und Stressreduktion zu ent-wickeln und zugleich auch spezifische Veranstaltungen wie eine Rückenschule ins Leben zu rufen.
„Wichtig ist, dass alle an Bord sind“, meint Föger. „Inklusive der Führungskräfte. Ihre Aufgabe ist es, nicht nur die Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen, sondern auch mit Vorbildfunktion voranzugehen.“ In der Umsetzung ist Kommunikation in beide Richtungen essenziell. Zum einen, um Bewusstsein zu schaffen. Dazu kommt bei Grissemann eine eigene Intranet-Plattform zum Einsatz, die über Angebote informiert. „Zum anderen muss auf die Vorschläge der Mitarbeiter eingegangen werden“, sagt Föger. Dabei seien vor allem Mitarbeiterbefragungen ein wertvolles Werkzeug, das helfe, bedürfnisgerechte Maßnahmen zu entwerfen. Dementsprechend ist das Thema auch nie abgehakt, sondern muss immer weiterentwickelt und aktuellen Anforderungen angepasst werden.
Vorteil für alle.
Die Effekte guter Betrieblicher Gesundheitsförderung sind schwer messbar.
„Natürlich ist man als Unternehmen daran interessiert, dass Arbeitnehmer gesund sind und sich wohlfühlen. Dabei geht es um messbare Fakten wie Krankenstandstage und Fluktuationen ebenso wie um schwerer Fassbares wie das Wohlbefinden.“
Christoph Spöck, Leiter der Personalabteilung RLB Tirol AG
Sie kann sich langfristig durch reduzierte Krankenstandstage bemerkbar machen, vor allem wirkt sie sich aber auf das Arbeitsklima aus. Doch auch ohne klare Kosten-Nutzen-Rechnung lohnt sich der Einsatz für die Gesundheit der Arbeitnehmer. Davon ist Katharina Pirktl , Juniorchefin im Alpenresort Schwarz, überzeugt. „Immerhin sind wir Gesundheits- und Wohlfühl-Experten. Und es wäre kurzsichtig, wenn davon nur Gäste und nicht auch Gastgeber profitieren würden“, sagt Pirktl. „Das ist Potenzial, das gerade in der Hotellerie-Branche oft noch brachliegt.“ Als der Betrieb 2013 den Schritt weg von der Wellness in Richtung Gesundheitstourismus wagte, wurde die Chance genutzt, um die vorhandene Betriebliche Gesundheitsförderung auszubauen.
„Dabei hatten wir einen leichteren Start: Einen Großteil der Infrastruktur und das nötige Know-how hatten wir im Haus“, so Pirktl. Seither stellt das Alpenresort seinen 260 Mitarbeitern neben wöchentlichen Impulsseminaren und anderen Veranstaltungen ein eigenes Fitnessstudio zur Verfügung. Außerdem können viele Gesundheits-Angebote im Hotel gratis oder stark verbilligt in Anspruch genommen werden.
Damit schlägt das Unternehmen gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: Zum einen wird den Mitarbeitern etwas Gutes getan. Zum anderen lernen sie die Produkte kennen, die sie den Gästen vermitteln. „Damit steigern wir sowohl die Kompetenz als auch das Wohlbefinden unseres Teams“, meint Katharina Pirktl. „Das macht uns auch als Unternehmen attraktiver und nicht zuletzt erfolgreicher – denn was ist wichtiger für den Erfolg als motivierte und zufriedene Mitarbeiter?“