„Wir sind mit unserem Ergebnis mehr als zufrieden“
Ende April hat die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG ihren Jahresabschluss veröffentlicht und einen Ausblick auf das Jahresergebnis der Raiffeisen-Bankengruppe Tirol gegeben. Trotz der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen konnte ein sehr gutes Ergebnis eingefahren werden – dazu Vorstandsvorsitzender Dr. Johannes Ortner im Interview.
err Dr. Ortner, wie sieht Ihr Resümee für das vergangene Wirtschaftsjahr aus?
Ich sehe das zweigeteilt, in einem persönlichen und einem bilanziellen Resümee. Für mich war 2016 ein Jahr der Veränderung, da ich im vergangenen April nach Tirol in den Vorstand gewechselt bin. Bevor größere Entscheidungen gefällt werden, war mir wichtig, ein Fundament zu schaffen, auf dem man weitere strategische Entscheidungen aufbauen kann, deshalb habe ich alle Raiffeisenbanken in Tirol besucht. So habe ich vor Ort mitbekommen, welche Themen momentan bewegen. Auch das bilanzielle Resümee fällt sehr positiv aus, wir sind mit unserem Ergebnis mehr als zufrieden. Das liegt vor allem an einem sehr guten Risiko- und Vertriebsergebnis. Zudem haben wir mit 22,7 Millionen Euro das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit wieder steigern können, obwohl die Rahmenbedingungen mit Regulierungen und Niedrigzinsniveau momentan alles andere als erfreulich sind.
Wie schätzen Sie die aktuelle Zinslandschaft ein?
Die Europäische Zentralbank (EZB) fährt momentan eine ultralockere Geldpolitik. Man sieht allerdings, dass sich Langfristzinsen (10- bzw. 20-jähriger Festsatz) schon deutlich nach oben bewegt haben. Diese Reaktion ist typisch bei anziehenden Inflationsraten. Daran lässt sich auch erkennen, dass die Investitionen steigen.
Wichtig ist in diesem Zusammenhang, dass man nicht verabsäumt, rechtzeitig eine gewisse Zinssicherung einzuziehen, noch bevor die EZB ihre lockere Geldpolitik aufgibt.
Wie unterstützt Raiffeisen die heimische Wirtschaft?
Mit den 72 eigenständigen Tiroler Raiffeisenbanken ist die Raiffeisen-Bankengruppe Tirol mit Abstand der größte Kreditgeber der Tiroler Betriebe. Viele Unternehmer vertrauen dabei auf unsere Kompetenz und Flexibiliät, das ist mir auch vergangenes Jahr bei meinen vielen Kundenbesuchen aufgefallen. Wir erfüllen einerseits den Auftrag das uns anvertraute Sparvermögen sicher zu verwalten und andererseits, es der Tiroler Wirtschaft wieder zuzuführen, etwa durch Kredite für Firmenkunden. Aus diesen Investitionen werden dann wieder Erlöse in der Wirtschaft generiert. Ein sinnvoller Kreislauf.
Können Sie diese Unterstützung in -Zahlen ausdrücken?
2016 hat die Raiffeisen-Landesbank Tirol AG über eine halbe Milliarde Euro neuer Kredite zur Verfügung gestellt. Zudem sind wir auch die einzige Tiroler Bank, die mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) ein Globaldarlehnsabkommen abgeschlossen hat, das uns ermöglicht, zinsvergünstigte Mittel der EIB an heimische Unternehmen und Investitionsprojekte weiterzureichen.
Wie sieht es mit der Kapitalausstattung der RLB Tirol AG aus?
Die Gesamtkapitalquote liegt bei 15,11 Prozent und die Kernkapitalquote konnte auf 13,8 Prozent gesteigert werden. Das ist insofern wesentlich, weil die Kennzahl von einer hohen Solidität zeugt. Die Eigenmittel stiegen auf 441 Millionen Euro in der RLB Tirol AG. Schließlich ist eine starke Eigenkapitalquote ein Sicherheitsfaktor für die Kunden.
Welche Themen werden für die Raiff-eisen-Bankengruppe Tirol künftig von besonderer Bedeutung sein?
Es stellt sich eigentlich mehr generell die Frage, wohin sich das Bankgeschäft entwickeln wird. Die Digitalisierung spielt dabei sicher eine wesentliche Rolle. Viele Kunden wickeln ihre Kommunikation mit der Bank zu einem Großteil nur mehr über das Smartphone ab. Das sind Entwicklungen, denen auch wir uns nicht entziehen können.
Wie reagiert Raiffeisen auf den digitalen Wandel?
Zum Beispiel mit dem Projekt „Digitale Regio-nalbank“ – damit wird das Online-Angebot für unsere Kunden laufend erweitert. In den nächsten Monaten sind mehrere Rollouts geplant, dazu gehört unter anderem auch ein eigenes Finanzportal.
Wie wirkt sich dieser digitale Wandel aus?
Die Raiffeisen-Organisation zeichnet sich seit jeher durch den persönlichen Kontakt und die Bankstellen vor Ort aus. Eine Änderung des Geschäftsmodells könnte diese natürlich besonders treffen. Wir glauben jedoch, dass es nicht zu einem gänzlichen Wandel kommen wird. Digitalisierung ist wichtig – man muss auf den digitalen Kanälen vertreten sein. Dennoch sind wir der Meinung, dass bei entscheidenden Fragen rund um Finanzierung und Veranlagung der persönliche Kontakt nach wie vor entscheidend sein wird.
„Ich habe alle Tiroler Raiffeisenbanken besucht. So habe ich vor Ort mitbekommen, welche Themen momentan bewegen.“
Dr. Johannes Ortner, Sprecher der Raiffeisen-Bankengruppe Tirol
Was erwarten Sie für das Jahr 2017?
Wir sind mit einem Kreditwachstum von sieben Prozent im ersten Quartal sehr gut in das neue Wirtschaftsjahr gestartet. Aktuell sind spannende Finanzierungsprojekte im Gespräch, die zum Teil kurz vor der Genehmigung bzw. Auszahlung stehen. Auch die erste Vorschaurechnung für das laufende Jahr ist vielversprechend.
Vielen Dank für das Gespräch.
Eckdaten Raiffeisen-Bankengruppe Tirol
Mit 72 eigenständigen Banken, 244 Bankstellen und über 300 Bank-automaten verfügte Raiffeisen 2016 mit Abstand über das größte Filialnetz in Tirol.
Rund 2.200 Mitarbeiter bemühen sich tagtäglich, den Raiffeisen-Kunden bei Fragen und Anliegen beratend zur Seite zu stehen.
Die Ersteinlagen (10,2 Mrd.Euro) und Ausleihungen (10,1 Mrd. Euro) hielten sich auch 2016 die Waage.
2016 verwaltete die Raiffeisen-Bankengruppe Tirol mehr als 14,7 Mrd. Euro an Kundengeldern.
Die Bilanzsumme der Tiroler Raiffeisenbanken belief sich 2016 auf rund 14,3 Mrd. Euro.
Als finanzieller Nahversorger betreut die Raiffeisen-Bankengruppe Tirol über eine halbe Million Kunden.
Die Tiroler Raiffeisenbankenerwirtschafteten 2016 als Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit rund 88,7 Mio. Euro.
Die Raiffeisen-Bankengruppe Tirol betreute 2016 täglich über 46.000 Depots.
Im Jahr 2016 förderten die Tiroler Raiffeisenbanken knapp 1.000 Projekte aus den Bereichen Sport, Bildung, Soziales, Kultur & Umwelt
mit mehr als 5 Mio. Euro.