Immobilien bleiben begehrte Investitionsgüter

Die Lage am Tiroler Immobilienmarkt ist nach wie vor angespannt, auch wenn es erste Zeichen der Entspannung gibt. Ob sich Investitionen in Immobilien noch lohnen, erklärt Immobilien-Experte Arno Wimmer.

Fotos: Axel Springer, Shutterstock
Arno Wimmer ist Obmann- Stellverteter der Fachgruppe ­der Immobilien- und Vermögens­treuhänder in der Wirtschaftskammer Tirol. Er ist zudem geschäftsführender Gesellschafter der Firma Conterra Immobilien und seit 1995 als Immobilienmakler tätig.
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aiffeisen kompakt: Herr Wimmer, das Thema leistbarer Wohnraum dominiert zurzeit die öffentliche Debatte in Tirol. Wie erleben Sie die Preisentwicklung am Immobilienmarkt?

Arno Wimmer: Die Preisentwicklung am Tiroler Immobilienmarkt ist dadurch gekennzeichnet, dass es eine enorme Nachfrage gab und zu wenig Angebot, um dieses zu befriedigen. Dementsprechend haben sich die Preise, besonders in zentralen Lagen in Innsbruck, sehr stark nach oben entwickelt. Wobei wir dieses Jahr zum ersten Mal sehen, dass wir eine Grenze erreicht haben, und Preiskorrekturen feststellen können. Für Spitzenlagen werden die Preise aber weiterhin nach oben gehen.

 

In Innsbruck haben wir die Problematik, dass für den Mittelstand kaum leistbare Wohnungen zur Verfügung stehen. Daher erfolgt vielfach eine Abwanderung an die Peripherie von Innsbruck, wo seit einigen Jahren auch eine merkliche Preissteigerung zu verzeichnen ist.

„Man muss sich dessen bewusst sein, dass eine Immobilie kein Sparbuch ist – um eine Immobilie muss man sich auch kümmern.“

Arno Wimmer, Obmann-Stellvertreter der Fachgruppe der Immobilien- und Vermögenstreuhänder

Zurzeit wird im Großraum Innsbruck geprüft, wie viele leer stehende Wohnungen es gibt und wa­rum diese nicht vermietet werden. Eine sinnvolle Heran­gehensweise?

Man muss ganz klar unterscheiden, ob es sich um einen permanenten oder um einen vorübergehenden Leer­stand handelt.

 

Der entscheidende Punkt ist der permanente Leerstand. Dieser hat aber auch eine spezielle Begründung. Er liegt meistens daran, dass der Vermieter in absehbarer Zeit die Wohnung selbst benötigt. Er kann sie aber aufgrund der mietrechtlichen Bestimmungen nicht vermieten, da es eine Mindestmietdauer von drei Jahren gibt. Das ist natürlich ein Hindernis für die Vermietung, aber nicht auf Landes-, sondern auf Bundesebene zu regeln. Wir warten schon seit über drei Jahren auf eine Mietrechtsnovelle und hoffen, dass sie im Laufe des nächsten Jahres umgesetzt werden kann. Hier wäre der Hebel anzusetzen, denn hier ist auch das größte Potenzial für die Mobilisierung von Wohnraum.

 

Sollte es Ihrer Meinung nach Sanktionen gegen Immobilienbesitzer geben, die leer stehende Wohnungen nicht vermieten oder nur auf Plattformen wie Airbnb anbieten?

Dort, wo es um das Thema Airbnb geht, sollte man gesetzliche Regelungen schaffen, da es sich hier um eine widmungswidrige Verwendung handelt, die dem Markt langfristig die Wohnungen entzieht und damit die Wohnraumknappheit verschlimmert. Dort, wo es um leer stehende Wohnungen geht, müssen wir uns fragen, warum sie leer stehen. In vielen Fällen braucht der Vermieter die Wohnung selbst und muss sie aufgrund der gesetzlichen Mindestmietdauer leer stehen lassen. Hier macht es wenig Sinn, Maßnahmen zu setzen. In der Regel muss man davon ausgehen, dass, wenn jemand eine Wohnung besitzt, er diese auch in irgendeiner Form nutzen möchte, da er andernfalls jährliche Betriebskosten zu bezahlen hat. Das macht wirtschaftlich wenig Sinn.

 

RLB Aktuell 1809 A47 Im Gespraech Innsbruck

Für Spitzenlagen in Innsbruck werden die Immobilienpreise auch in Zukunft steigen.