Wie die Betriebsnachfolge zur Erfolgsgeschichte wird

Unternehmer, insbesondere Familienunternehmer, wollen ihr Werk an die nächste Generation übergeben. Wer das auf professionelle Art angeht, erspart sich finanzielle und vor allem menschliche Tragödien, versichert der Wirtschaftsphilosoph und Nachfolgeexperte Helmut Erler vom Beratungsunternehmen PRAGMA.

Foto: Erler
Helmut Erler

„Übernehmer haben oft keine Ahnung, was sie eigentlich übernehmen.“

Helmut Erler, Nachfolgeexperte
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iele Unternehmer meinen, die Betriebsübergabe sei eine Sache, die man recht rasch mit einem Notar oder Rechtsanwalt oder Steuerberater erledigen kann, weil es sich vor allem um finanzielle und steuerliche Probleme handeln würde, die zu lösen sind. Das ist ein Irrtum, erklärt Nachfolgeexperte Helmut Erler, der in der Veranstaltungsreihe „Übergeben – nimma leben?“ der Wirtschaftskammer in Kooperation mit den Tiroler Raiffeisenbanken Unternehmern aufzeigt, worauf es ankommt. Die wesentlichen Fragen für eine Unternehmerfamilie betreffend die Unternehmensübergabe bzw. -nachfolge seien psychologischer, soziologischer und philosophischer Natur.

Etwa: Welche Art der Übergabe ist gerecht? Welche ist nachhaltig? Die Erfolgsfaktoren liegen, so Erler, im Zwischenmenschlichen, nicht im Faktischen.

 

Abschreckende Beispiele gibt es zuhauf: Da will ein Firmengründer-ehepaar den Betrieb an ein Kind übergeben, das auch eine einschlägige Berufsausbildung hat. Dass das zweite Kind ohne Firmenanteile völlig leer ausgehen soll, wurde zu wenig bedacht und sorgt im erweiterten Familienkreis jetzt für Spannungen und Streit. Der emotionale Faktor wurde in diesem Fall, wie leider zu oft, unterschätzt.

„Alles Vereinbarte sollte schriftlich festgehalten werden, um spätere Unklarheiten zu vermeiden.“

Helmut Erler

So klappt die Übergabe

1. Frühzeitig beginnen.

Frühzeitig planen ist ein Punkt, der immer wieder unterschätzt wird. Fünf Jahre vor der geplanten Übergabe sollten sich alle Beteiligten Gedanken zur Übergabe bzw. Übernahme machen, rät Erler. 

2. Strukturiert und lösungs-orientiert arbeiten.

Eine strukturierte Vorgangsweise ist wichtig, um Konflikte zu vermeiden und keine wichtigen Themen zu übersehen. Der Prozess muss auch eine aktuelle Darstellung des Unternehmens beinhalten. „Übernehmer haben oft keine Ahnung, was sie eigentlich übernehmen“, weiß Erler aus Erfahrung:

 

„Neun von zehn Nachfolger haben noch keine detaillierte Bilanz des Betriebs gesehen.“ Das führt oft zu Enttäuschungen und Missverständnissen. Ganz genau geregelt werden muss die Frage, ob und wie der Übergeber weiter im Betrieb mitwirkt. Erler rät aus Erfahrung zu einer ganz klaren Trennung, sowohl zeitlich als auch fachlich. Wenn der Übergeber noch über eine längere Zeit im Unternehmen mitwirken soll, dann in einem klar definierten eigenen Bereich.

 

Die Emotionen gehen in der Phase der Konkretisierung oft hoch. Leider werden Nachfolgeexperten erst dann hinzugezogen, wenn die „Hütte bereits lichterloh brennt“, sagt Erler. Sie können dann ihr Mediatoren-Know-how einbringen und die Wogen wieder glätten, damit anschließend ein strukturierter Nachfolgeprozess durch-geführt werden kann. Sicherlich ist es effektiver und effizienter, gleich den unabhängigen Experten einzusetzen, der den ganzen Prozess individuell „designen“ und begleiten kann.

3. Verbindlichkeit schafft Umsetzungskraft.

Schließlich ist Verbindlichkeit bei der Betriebsübergabe wesentlich. Alles Vereinbarte sollte schriftlich festgehalten werden, um spätere Unklarheiten zu vermeiden.