Sind die Tiroler tourismusmüde?

Seit dem Nein zu Olympischen Spielen wird im Land diskutiert, ob es ein
„Gesinnungsproblem“ im Tourismus gibt. Das MCI arbeitet an einer
wissenschaftlich fundierten Antwort auf diese Frage.

Foto: Tirol Werbung
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Josef Margreiter, Geschäftsführer Tirol Werbung

 

„Aus meiner Sicht
benötigt es zuallererst
einen breiten Dialog zwischen den Gruppen –
am besten immer gleich
vor Ort.“

 

 

A

m 15. Oktober 2017 stimmte die Bevölkerung gegen Tirol als Gastgeber der Olympischen Spiele 2026 – mit 53,5 Prozent. Die meisten Gegenstimmen kamen aus Innsbruck, der Großteil der restlichen möglichen Austragungsorte war dafür, mit Nein stimmte man aber auch in Kitzbühel. Das Ergebnis sorgte nicht nur für Enttäuschung bei Befürwortern und Sportlern, sondern führte auch zu Diskussionen unter Tirols Touristikern. Bürgermeister und TVB-Mitglieder aus den geplanten Austragungsorten übten teils harsche Kritik am Stimmverhalten anderer Gemeinden und Bezirke. 

Eine Frage der Einstellung

Dabei steht fest: Eine positive Einstellung der Bevölkerung zum Tourismus ist von zentraler Bedeutung für dessen Erfolg, wie Landeshauptmann und Tourismusreferent Günther Platter in einem Interview mit dem Fachmagazin SAISON Anfang des Jahres einmal mehr betonte. Platter wies darauf hin, dass Vorteile des Tourismus wie eine hohe Lebensqualität, die Sicherung eines Viertels aller Arbeitsplätze in Tirol oder eine perfekte Sport- und Freizeitin-frastruktur direkt vor der Haustür der Bevölkerung wieder nähergebracht werden müssten, und forderte in diesem Zusammenhang einen intensiven Dialog.

Mario Gerber, Obmann der Sparte Tourismus und Freizeitwirtschaft in der Wirtschaftskammer Tirol, schlägt in dieselbe Kerbe, wenn er, wie in der „Tiroler Tageszeitung“ geschehen, fordert: „Wir müssen neben dem Gast auch die Einheimischen auf unserem Weg mitnehmen. Das ist eine der Lehren aus der Olympia-Befragung.“

 

„Die Einstellung der Bevölkerung zum Tourismus in einem tourismusintensiven Land ist ein wichtiger Faktor für die eigene Lebensqualität, aber auch für die Qualität des Produktes“, meint auch Theresa Leitner, die am MCI Tourismus aktuell eine Studie zum Tourismusbewusstsein in Tirol durchführt. Eine solche hat es zuletzt 1997 gegeben. Auf Basis der damaligen Befragung und aktueller Untersuchungen in ähnlichen Gebieten könne man zum Beispiel erwarten, sagt die Expertin, dass den Einheimischen die wirtschaftliche Relevanz des Tourismus wohl bewusst sei und dass ihm gegenüber vor allem jene positiv eingestellt seien, die direkt mit Touristen zu tun hätten. „Wir werden sehen, ob unsere Ergebnisse, die Anfang kommenden Jahres vorliegen, dies bestätigen.“

3. Seefelder Tourismusgespräche

Bei den dritten Tourismusgesprächen am 27. September im Sport- und Kongresszentrum Seefeld wurde über das Thema „Begeisterung Tourismus“ diskutiert. Im Mittelpunkt standen die Fragen, wie man Menschen für die Arbeit im Tourismus begeistern kann und was zu einem positiven Image beitragen kann. Keynotes kamen von Autor Robert Nussbaumer und Autor und Coach Sebastian Purps-Pardigol. Raiffeisen ist seit Beginn Partner der Veranstaltung.