Des eigenen Glückes Schmied
Span Metallwaren blickt auf eine lange Geschichte zurück. Der Familien- betrieb hat sich gut entwickelt und über die Jahre sein Portfolio erweitert – ohne die Position als KMU mit allen ihren Vorteilen aufzugeben.
einen Standort hat Span Metallwaren nicht ohne Grund. Am Rand von Telfes bietet sich nicht nur ein beeindruckender Ausblick auf die Serles. Direkt neben den Firmengebäuden hat auch der Schlickerbach sein Bett. Und er ist untrennbar mit Span verflochten. „Unsere Firmengeschichte können wir bis 1800 zurückverfolgen“, berichtet Johann Span, der gemeinsam mit seinem Bruder Leo den Betrieb leitet. Die Kinder der beiden sind bereits seit einigen Jahren in Span Metallwaren und dessen Tochterfirma Ibex Sportartikel integriert und im Begriff, die Nachfolge anzutreten. „Der Bach war Hauptgrund, sich hier anzusiedeln. Wasserkraft war eine Grundvoraussetzung, um eine Schmiede zu betreiben.“
Gemeinsam stark
Inzwischen wird bei Span nicht mehr geschmiedet. Die Anlagen dafür wären für ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitern nicht finanzierbar. Ein Beinbruch ist das nicht. Dafür sorgt die Genossenschaft Stubai. „Als Mitglieds-firma wird für uns auf den Anlagen von Stubai zu fairen Preisen produziert“, erklärt Span. Stattdessen spezialisiert sich der Betrieb auf die Weiterverarbeitung – nicht zuletzt von Schmiederohlingen von Stubai.
Viele Erzeugnisse werden auch direkt über Stubai vermarktet – weltweit. Sich als KMU Zugang zu einem so großen Markt zu verschaffen, wäre unmöglich, ist Span überzeugt: „Zumindest nicht, ohne über unsere Grenzen hinauszuwachsen. So haben wir internationale Kunden und dennoch die Möglichkeit, klein und flexibel zu bleiben.“
Beweglich
Flexibilität ist das Fundament von Spans Erfolg. Waren es in der Nachkriegszeit vor allem Landwirtschaftsgeräte, hat sich der Fokus mittlerweile zum einen auf Werkzeuge verlagert, besonders für Nischenbereiche wie Forst oder Steighilfen für Masten, in denen Span jahrzehntelanges Know-how besitzt. Zum anderen ist es der Sportartikelmarkt, der für Umsätze sorgt. Den Einstieg dort fand Span mit dem Wintersport-Boom der 1990er. „Damals gab es eine Riesennachfrage nach Snowboard-Bindungen“, erzählt Johann Span. „Für eine Weile haben wir 65 Prozent unseres Umsatzes damit gemacht – bis der Trend vorbei war.“ Innerhalb von zwei Jahren sanken die Verkaufszahlen auf null. Der Markt war gesättigt, Soft-Bindungen hatten ihren Siegeszug angetreten.
„Wir haben immer viel und vorausdenkend investiert.“
Johann Span, Familienunternehmer
Mehrere Säulen
Inzwischen wird bei Span nicht mehr geschmiedet. Die Anlagen dafür wären für ein Unternehmen mit 50 Mitarbeitern nicht finanzierbar. Ein Beinbruch ist das nicht. Dafür sorgt die Genossenschaft Stubai. „Als Mitglieds-firma wird für uns auf den Anlagen von Stubai zu fairen Preisen produziert“, erklärt Span. So besonnen die Brüder sich auf eine weitere Kompetenz. „In so einer Situation braucht man wenig Schulden, eine Bank, die hilft, und ein bisschen Glück“, sagt Johann Span. Und das war den Familienunternehmern hold. Ein Auftrag über 500.000 Stanzteile pro Jahr wuchs schnell auf rund 35 Millionen und füllte die Lücke. Eine Weile waren die Kleinteile, die nahezu überall, von Bremsen bis zu Kaffeemaschinen, zu finden sind, der Umsatzgarant.
Mittlerweile baute Span auch das Sportartikel-Segment aus – von Steigeisen über Felshaken bis hin zu Kletterwandprodukten. Dazu kam 2003 die Übernahme der Tiroler Traditions-Marke Kohla, der das Aus drohte. All das machte sich bezahlt: Mit der Finanzkrise 2008 brach der Markt für Stanzteile ein. Zugleich erlebte aber der Bergsport eine neue Blüte. „Die Leute hatten mehr Zeit“, vermutet Span. „Urlaub im Gebirge ist attraktiver geworden als Fernreisen.“ Wanderstöcke und Rucksäcke gehören seither zum Sortiment, ebenso wie Tourenski-Felle und mehr.
Vorgesorgt
Das Wachstum hat vor Span nicht Halt gemacht – jedoch in Maßen. Die Übernahme von Kohla hat ihnen einen Standort in Innsbruck beschert. Dieser wurde inzwischen ausgebaut und beherbergt nun auch einen Teil der Produktion, die ehemals im Stubaital vonstatten ging: die Pulverbeschichtung, die mittlerweile ein wichtiges Standbein für Span ist.
Und auch im Stubaital tut sich viel. Denn selbst wenn schon lange keine Schmiedehämmer mehr mit Wasserrädern betrieben werden: Der Schlickerbach ist weiter Energiequelle Nummer eins. In den 1950ern begann Span mit einem Wasserkraftwerk Strom zu erzeugen. Dazu kam ein zweites und inzwischen decken die Anlagen nicht mehr nur den Stromverbrauch von Span und einem Nachbarbetrieb ab. Es wird auch überschüssige Elektrizität zurückgespeist. Mittlerweile ist eine Revitalisierung der Kraftwerke geplant, die ihren Wirkungsgrad um rund 20 Prozent steigern soll. Damit wird das Familienunternehmen auch in siebter Generation fit für die Zukunft sein, ist Johann Span überzeugt: „Wir haben immer viel und vorausdenkend investiert“, fasst er zusammen. „Aber mit moderatem Wachstum und ein wenig Glück, so wie bisher, sehe ich eine hervorragende Zukunft.“
Stanzteile sind in vielen Geräten zu finden. Sie halten Dichtungen, dienen als Klammern, fixieren Abdeckungen und mehr. Die hohe Nachfrage nach diesen Teilen half, das Einbrechen der Snowboard-Bindungs-Umsätze zu kompensieren.
Erfolgswege
Gemeinsam mit Hermann Maier stellt Raiffeisen innovative und erfolgreiche KMUs aus ganz Österreich vor. „Erfolgswege“ heißt die neue Social-Media- und Online-Filmreihe, die KMUs präsentiert, die auf Raiffeisen als starken Bank-Partner vertrauen – so auch die Firma Span aus Telfes im Stubai.
Film ab unter: www.erfolgswege.at
sowie www.facebook.com/raiffeisen