Vorausschauend bauen
Die Digitalisierung hat auch vor der Baubranche nicht halt gemacht. Innovationen auf diesem Gebiet werden immer wichtiger, denn sie können ebenso zur Senkung von Baukosten wie zur Schonung von Ressourcen beitragen.
olle Auftragsbücher und eine boomende Immobilienbranche – die Voraussetzungen für die heimische Bauwirtschaft könnten durchaus schlechter sein. Allerdings hat es in den letzten Jahren auch einige Entwicklungen und Veränderungen gegeben, die zunehmend relevanter für Bauunternehmen werden und diese mitunter vor große Herausforderungen stellen.
„Vor allem die immer länger werdenden Planungsprozesse und Genehmigungsverfahren sorgen für beträchtliche Hürden in der Branche“, erklärt etwa Alexander Wolf, Geschäftsführer der Zima Tirol. Aber auch der allgemein herrschende Facharbeitermangel sei ein wenngleich altbekanntes, so doch dringliches Problem, unter dem die Bauwirtschaft bereits seit vielen Jahren leide. Die Konsequenz davon: mehr Aufwand und zum Teil deutlich gestiegene Kosten bei Bauprojekten.
Um diese wieder zu reduzieren – und damit auch Wohnen langfristig (wieder) leistbarer zu machen –, verfolgt man in der Branche verschiedene Ansätze, wobei insbesondere zwei Schlagwörter häufig fallen: Digitalisierung auf der einen und Nachhaltigkeit auf der anderen Seite.
„Durch die Standardisierung und Optimierung von Bauprozessen lassen sich Kosten, aber auch Ressourcen sparen.“
Alexander Wolf, Geschäftsführer Zima
Vorausgedacht
Geht es nach Wolf, ist Digitalisierung das Gebot der Stunde, vor dem sich kein Unternehmen – ganz gleich welcher Sparte – verschließen dürfe. Zwar weise die Baubranche im Vergleich zu anderen einen eher geringen Digitalisierungsgrad auf, unabhängig davon böten technische und maschinelle Innovationen jedoch zahlreiche Chancen und Möglichkeiten für die Sparte. „Die Digitalisierung erlaubt es uns, einfacher, aber auch effizienter zu wirtschaften“, so Wolf. „Durch die Standardisierung und Optimierung von Bauprozessen lässt sich einiges an Kosten, aber auch Ressourcen sparen.“
Der Schlüssel liegt dabei in effizienter Vorausplanung und insbesondere in der industriellen Vorfertigung von Bauteilen, die künftig eine immer wichtigere Rolle im Wohnbau einnehmen dürfte, wie Wolf vermutet. „In der Produktion von Autos und Flugzeugen ist die serielle Vorfertigung von Modulen und Plattformen schon seit Jahren unverzichtbar. Der Wohnbau muss in eine ähnliche Richtung gehen“, fordert Wolf. Die große Herausforderung dabei werde allerdings sein, trotzdem eine gewisse Vielfalt bei Bauprojekten zu bewahren.
Natürlich nachhaltig
An ebendiesem Punkt kommt auch der Aspekt Nachhaltigkeit ins Spiel, denn am besten für diese serielle Vorfertigung eignet sich tatsächlich Holz – und damit ein Baustoff, der in vielerlei Hinsicht dem Bedürfnis nach umweltfreundlichem Bauen Rechnung trägt. Abgesehen davon, dass es sich mittels computergesteuerter Maschinen bis auf den Millimeter genau bearbeiten lässt, wodurch sich Transportmengen und Bauzeiten erheblich reduzieren, verfügt Holz nämlich auch über hervorragende Wärmedämm- und Wohnklimaeigenschaften und leistet so einen wichtigen Beitrag zur Energieeffizienz. Nicht zuletzt handelt es sich bei Holz um einen regionalen Rohstoff, der natürlich ist und nachwächst.
„Selbstverständlich hat auch Holz seine technischen Grenzen“, erklärt Wolf. „Aber es ist für 80 Prozent der Bauten und von allen Werkstoffen am besten für die Vorfertigung geeignet. Man kann daher wirklich sagen, Holz ist der Baustoff der Zukunft.“
Flexible Module
Wie vielseitig der Wohnbau künftig gestaltet werden kann, zeigen zahlreiche neuartige Projekte, die zu einem großen Teil auf den Baustoff Holz setzen. Dazu gehört auch purelivin, ein von Zima entwickeltes modulares Holzmassivbaukonzept, dessen Basis seriell vorfabrizierte Einheiten aus Holz darstellen.
Diese flexiblen Raummodule lassen sich einfach stapeln, aneinanderreihen und auf mehrerlei Arten miteinander kombinieren, sodass sich ganz unterschiedliche Gebäudeformen ergeben. Die damit gefertigten Bauwerke bestehen zu 95 Prozent aus natürlichen Baustoffen und können dadurch vollständig rückgebaut und recycelt werden, zudem verringert sich die Bauzeit vor Ort um rund zwei Drittel.
Verwendung finden soll das Konzept unter anderem im gemeinnützigen Wohnbau, bei der Errichtung von Studentenheimen, Gesundheits- und Sozialzentren sowie in der urbanen Nachverdichtung.