Der Fußabdruck des Präsidenten
Seit etwas mehr als zwei Jahren leitet Donald Trump die Geschicke der USA. Seine „America first“-getriebene Politik hat in dieser Zeit bereits so manche Spuren in der US-amerikanischen Wirtschaft hinterlassen.
ach einem knappen und, für viele Beobachter, überraschenden Wahlausgang wurde Donald Trump im Jänner 2017 als 45. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika vereidigt. Während seines mitunter aufsehenerregenden Kampfs um Stimmen hat sich der ehemalige Immobilienunternehmer selbst immer wieder als Wirtschaftsexperte und „Dealmaker“ gerühmt, der als Einziger dazu in der Lage sei, „Amerika wieder groß zu machen“. Zwei Jahre später zeigt sich, dass zumindest die US-amerikanische Wirtschaft von Trump und seiner „America first“-Politik in vielerlei Hinsicht bisher nur bedingt profitiert.
Licht und Schatten
Grundsätzlich sei es um die Wirtschaft der USA derzeit relativ gut bestellt, erklärt Petra Mayer-Linnehan vom AußenwirtschaftsCenter der österreichischen Wirtschaftskammer in New York: „Vor allem 2018 war, wirtschaftlich betrachtet, in vielen Punkten überzeugend. Der Dow Jones erlebte einen Höhenflug, es gab einen starken Dollar und nicht zuletzt auch eine minimale Arbeitslosigkeit.“ So waren im vergangenen Jahr lediglich rund 3,8 Prozent der US-amerikanischen Bevölkerung ohne Arbeit. Solch ein Wert wurde seit 1969 nicht mehr erreicht. Der Dollar wiederum nahm bereits unmittelbar nach den Präsidentschaftswahlen eine positive Entwicklung und wies im Dezember 2016 einen Wert von 1,05 gegenüber dem Euro auf – der beste Stand seit 15 Jahren.
„Die USA sind der wichtigste Überseemarkt für österreichische Firmen. Das hat sich auch unter Trump nicht geändert.“
Petra Mayer-Linnehan, Office Managerin AußenwirtschaftsCenter New York
Dem stehen jedoch auch einige Probleme gegenüber, mit denen die USA derzeit zu kämpfen haben. Mayer-Linnehan erwähnt in diesem Zusammenhang unter anderem bedeutende Mängel in der Infrastruktur, das stagnierende Lohnniveau und den privaten Schuldenstand der US-Haushalte, der zu Jahresbeginn mit 13 Billionen Dollar einen historischen Höchstwert erreicht hatte.
„America first“ und die Folgen
Dringlichste Herausforderung für die US-amerikanische Politik stellt jedoch die hohe Staatsverschuldung von über 22 Billionen US-Dollar dar. Der Umstand, dass das Haushaltsdefizit 2018 im Vergleich zum Vorjahr auf 3,8 Prozent gewachsen ist, lässt sich zu einem Teil auch auf Entscheidungen des Präsidenten zurückführen. Denn die 2017 verabschiedete Steuerreform hatte beispielsweise ebenso Einfluss darauf wie die durch diverse Handelsstreitigkeiten nötig gewordene finanzielle Unterstützung von bestimmten Industriezweigen, die von tarifären Gegenmaßnahmen US-amerikanischer Handelspartner betroffen waren.
Vor allem letztgenannter Punkt ist als direkte Folge von Trumps „America first“-getriebener Wirtschaftspolitik auf internationaler Ebene zu sehen, die mit der Einfuhr von Schutzzöllen auf Stahl sowie Aluminium ihren Anfang und mit den Strafzöllen gegenüber China ihren vorläufigen Höhepunkt nahm. Auch mit dem Austritt aus dem Transpazifischen Handelsabkommen (TPP) und den Neuverhandlungen des Nordamerikanischen Handelsabkommens (NAFTA) ging Trump auf Konfrontationskurs zu langjährigen und wichtigen Partnern der USA. „Derartige Maßnahmen und Handelskriege wie mit China dürften sich langfristig negativ auf die US-Wirtschaft auswirken“, meint Mayer-Linnehan, fügt jedoch hinzu: „Wie vieles beim amerikanischen Präsidenten, kann seine weitere Vorgangsweise in dieser Hinsicht allerdings nicht genau vorhergesagt werden.“
Wichtiger Handelspartner Österreichs
Diese Unvorhersehbarkeit Trumps bzw. die damit einhergehende politische und wirtschaftliche Unsicherheit ist es auch, die österreichische Unternehmer als größtes Risiko für ihre US-Niederlassungen sehen. Im Allgemeinen hätten die wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den Vereinigten Staaten und Österreich bisher jedoch nicht unter der Wirtschaftspolitik des Präsidenten gelitten, wie Mayer-Linnehan erläutert: „Die USA haben sich in den letzten Jahren zum zweitwichtigsten Exportland für Österreich entwickelt und bei den Ausfuhren sogar Nah- und Nachbarmärkte wie Italien oder die Schweiz überholt. Damit sind die USA der wichtigste Überseemarkt für heimische Firmen. Das hat sich auch unter Trump nicht geändert.“
AußenwirtschaftsCenter der WKO
Als Teil der Außenwirtschaft Austria sind die AußenwirtschaftsCenter US-weite Ansprechpartner für österreichische Unternehmen und unterstützen diese bei Export-, Investitions- und Wirtschaftsfragen in den Vereinigten Staaten. Zudem fungieren die Büros auch als Innovationsagenturen der heimischen Wirtschaft und pflegen als solche engen Kontakt zu einem weiten Netzwerk an Innovations-Stakeholdern, um vor Ort Innovations-Scouting für österreichische Unternehmen zu betreiben. Neben den Standorten New York, Chicago, Los Angeles und Washington D.C. unterhält man auch Kleinbüros in Atlanta und San Francisco.
Exporttag Tirol 2019
Die Wirtschaftskammer Tirol lädt im Juni unter dem Motto „Die Welt zu Gast in Innsbruck“ zum Tiroler Exporttag ein. Die größte Export-Informationsver-anstaltung in Tirol ist das Networking-Event, um sich über Entwicklungen der Auslandsmärkte zu informieren und mit Experten auszutauschen.
Wann: 18. 6. 2019, 9–16 Uhr
Wo: WKO, Wilhelm-Greil-Straße 7, 6020 Innsbruck