Digitalisierung am Bau – Chancen und Risiken
In der analogen Welt der Baustellen sind digitale Revolutionen für viele nicht nötig. Doch auch die Baubranche erkennt zunehmend die Zeichen der Zeit.
ngsam, aber stetig hält die Digitalisierung auch in der Baubranche Einzug. Während andere Berufszweige schon längst auf den Zug aufgesprungen sind, zierte sich die Baubranche noch vergleichsweise lange. Die ersten positiven Entwicklungen lassen jedoch Einsicht erahnen. Dass mit VR-Brille, intelligenter Vernetzung und Co erst die Spitze des Eisberges erreicht ist, muss jedoch von vornherein klar sein.
Die digitale Revolution erfasst mittlerweile alle Wirtschaftsbereiche, sie wirkt sich auf die gesamte Wertschöpfungskette aus und verändert so Geschäftsmodelle von Grund auf. Auch in der Baubranche ist dieser Trend kaum mehr zu übersehen, die Baufirmen erkennen die Situation als solche zum Großteil auch an. Was dabei allerdings im Widerspruch steht, ist die Tatsache, dass trotz eindeutig erkennbarer Vorteile, noch eher zaghaft abgewartet wird. Derzeit fehlt es in den meisten Unternehmen noch an einer konsequenten Umsetzung. Erste Unternehmen in Tirol sind bereits mit im Boot, verlassen sich aber noch nicht ganzheitlich auf digitale Lösungen.
Mittelstandstaugliche Lösungen.
Wo der Wille zur Innovation da ist, muss natürlich auch ein stabiles Softwaregerüst für Stabilität sorgen.
In der Branche gilt das Programm „Building Information Modeling“, kurz BIM, als unumstrittener Marktführer in Europa.
Mit BIM werden in der Planung und Bauausführung sämtliche Prozessschritte digital erfasst, kombiniert und vernetzt, sodass alle Beteiligten jederzeit Zugriff auf aktuelle Daten haben. Dank der intelligenten Vernetzung wird die gesamte Kommunikation effizienter. Durch den kontinuierlichen Datenaustausch aller Beteiligten können Informationen in Echtzeit ausgetauscht und Fehler sofort ausgemerzt werden. Besonders die benötigten Mengen an Baumaterial sind dadurch viel besser kalkulierbar. Dies schlägt sich dann auch in geringeren Kosten, genaueren Terminvorhersagen und erhöhter Transparenz – auch für den Kunden – nieder. Mit diesen einheitlichen Standards kann auf lange Sicht sehr viel Zeit eingespart werden. Wir dürfen allerdings keine Standards oder Projekt-organisationen schaffen, die zu kompliziert sind. Es muss uns gelingen, dass die Systeme so einfach werden, dass wir sie auch ohne Manager verwenden können. Wir brauchen praktikable, mittelstandstaugliche Lösungen.
Natürlich sind noch nicht alle Beteiligten auf den BIM-Zug aufgesprungen, ich sehe es nun als zentrale Aufgabe, so viele Betriebe wie möglich mit ins Boot zu holen, denn je mehr Bereiche miteinander verknüpft werden können, desto eher kann die Software ihr volles Potenzial ausschöpfen und die Fehlerquote in Zukunft stark reduziert werden.
Besonders die einfach verständliche Darstellungsform bei guter Zusammenarbeit der einzelnen Teilbereiche kommt dem Kunden zugute. So kann er sich schon im Vorfeld handfeste Vorstellungen eines Objektes machen.
VR und Smart Home.
Die Möglichkeiten von BIM gehen aber noch ein Stück weiter. Mit Hilfe von 3D-Animationstechniken und hochmoderner VR-Brillen können wir dem Kunden den Gang in sein zukünftiges Haus aus einer noch nie da gewesenen Perspektive ermöglichen. Als „virtuelle Realität“ bezeichnet man heute die Darstellung einer simulierten Wirklichkeit, die mit Hilfe von speziellen Apparaten direkt auf die Augen projiziert wird. Man fühlt sich sozusagen als Teil dieser Welt. Zunächst noch für das Militär und für Computerspiele entwickelt, zählt sich mittlerweile auch die Baubranche zu den zahlreichen Rezipienten dieser fortschrittlichen Technik. Die digitalen Trends reichen noch weiter: Smart Home ist ein wichtiger Zukunftsbereich für das Bauwesen. Es vernetzt Heizung, Beleuchtung, elektrische Geräte und vieles mehr miteinander und kreiert damit ein intelligentes Zuhause, welches via Smartphone, Tablet oder PC gesteuert werden kann. Auch in Sachen 3D-Druck ist bereits vieles machbar.
„Derzeit fehlt es in den meisten Unternehmen noch an einer konsequenten Umsetzung. Erste Unternehmen in Tirol sind bereits mit im Boot, verlassen sich aber noch nicht ganzheitlich auf digitale Lösungen.“
Gebäude werden ausgedruckt und dadurch kann die Bauzeit stark reduziert werden. Immer mehr Anwendung finden auch speziell für den Bau entwickelte Apps – beispielsweise für eine direkte und flexible Baustoffbestellung.
Warum gerade die Baubranche den neuen Entwicklungen teils skeptisch gegenübersteht, liegt auf der Hand. In einem Geschäftszweig, der mehr wie jeder andere mit dem aktiven Handwerk zu tun hat, wird die Digitalisierung verständlicherweise zunächst mit Missmut betrachtet. In der analogen Welt der Baustellen sind digitale Revolutionen für viele nicht nötig. Groß sind zu Beginn noch die Zweifel gewesen, was zum Beispiel bei großem Datenverlust passiert. Doch auch die Baubranche hat die Zeichen der Zeit erkannt, die Skepsis teils schon aus dem Weg geräumt und nützt mehr und mehr die gravierenden Vorteile.
Abschließend will ich nochmals einen Appell an alle Baufirmen richten, die noch nicht in der digitalen Welt angekommen sind. Um den Anschluss nicht zu verlieren, wird es erforderlich sein, Berührungsängste abzubauen und sich aktiv über die Möglichkeiten zu informieren.