Von Pill in die ganze Welt. Sie steuern gemeinsam den Erfolgskurs von EGLO: CEO René Tiefenbacher, Ludwig und Christian Obwieser.

Der König der Wohnraumleuchten

Hinter dem Namen EGLO verbirgt sich eine der erstaunlichsten
Erfolgsgeschichten der internationalen Lichtbranche. Diesen Herbst feierte das von Ludwig Obwieser gegründete Familienunternehmen sein 50-jähriges Jubiläum.

Fotos: Zanella-Kux (2)
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llein die Zahlen sprechen Bände: eine Verdoppelung des Umsatzes in den letzten 10 Jahren von 278 auf 530 Millionen Euro, damit einhergehend auch die Verdoppelung des Mitarbeiterstandes auf weltweit 4.700, 100.000 verkaufte und verschickte dekorative Leuchten pro Tag, 1.000 Produktneuentwicklungen jedes Jahr, eine Präsenz in über 120 Ländern mit insgesamt 70 Gesellschaften, davon rund 50 eigenen Verkaufsgesellschaften. Das Unternehmen selbst ist europaweit die Nummer eins bei dekorativen Leuchten im mittleren und niedrigeren Preissegment, mit einem klaren Fokus auf weitere Internationalisierung. EGLO ist eine Erfolgsgeschichte, die tatsächlich ihresgleichen sucht und vor genau fünfzig Jahren ihren Anfang nahm.

Ein Elektrogeschäft in Wattens

Denn damals, im Jahr 1969, eröffnete Ludwig Obwieser in Wattens sein erstes Elektrogeschäft, acht Jahre später baute er bereits eine Produktionsstätte in Pill, wo heute die Fäden eines weltumspannenden Firmennetzwerkes zusammenlaufen und nach wie vor über jedes einzelne Design entschieden wird, das im kommenden Jahr auf den Markt gebracht wird. Der Name dieses Tiroler Top-Unternehmens – EGLO – ist zwar hierzulande jedem ein Begriff, für den Konsumenten selbst aber nicht wirklich kaufentscheidend. Denn was in Ungarn, China und Indien gefertigt und über EGLO-eigene zentrale und regionale Lager weltweit ausgeliefert wird, trägt auch häufiger mal Namen und Erscheinungsbild der jeweiligen Möbel-, Fach- und Baumärkte, im Fachjargon „Private Label Packaging“ genannt. Wenn es nach Firmengründer Ludwig Obwieser ginge, den seine Freunde Luggi nennen und der seinen Beruf gerne als Hobby bezeichnet, wobei es wohl eher eine Leidenschaft ist, weil er einfach für Leuchten brenne, auch wenn er sie im eigenen Zuhause, wie er lachend hinzufügt, nicht ganz so oft wechsle, wenn es also nach ihm ginge, dann gäbe es vermutlich sogar 2.000 Produktneuheiten im Jahr, weil ihm immer neue Ideen kommen, es immer etwas gäbe, das man besser und anders machen sollte, aber da ließe er sich mittlerweile schon einbremsen, wie er schmunzelnd einräumt. Tatsächlich ist der 73-jährige Vollblutunternehmer ebenso wie sein Sohn Christian nach wie vor täglich im Haus und in ständigem Austausch mit seinem CEO René Tiefenbacher, der das Unternehmen seit 2015 mit einem Management-Team leitet.

Immer unter den Ersten

Tiefenbacher, der abgesehen von einer dreijährigen Unterbrechung auch schon seit 1997 im Unternehmen werkt und den rasanten internationalen Aufstieg von EGLO als langjähriger Marketing- und Vertriebschef maßgeblich mitgestaltet hat, sieht den Erfolg von EGLO vor allem in der ebenso konstanten wie bemerkenswert visionären Risikobereitschaft Obwiesers begründet.

 

„Ich fragte also: Trauen wir uns zu, zur Nummer eins aufzusteigen?“  

Ludwig Obwieser, Firmengründer EGLO

 

 

„Wir waren die Ersten, die ein Werk in Osteuropa eröffneten, und wir waren unter den Ersten in China.“ Der vorauseilende schlechte Ruf Chi-nas als Kopiernation konnte Obwieser offenbar nicht abschrecken. Tiefenbacher selbst hat dafür eine erstaunlich plausible Antwort: „Wenn einem die Produktionsstätte selbst gehört, ist die Wahrscheinlichkeit, kopiert zu werden, ja um einiges niedriger und man hat zudem einen zeitlichen Vorsprung. Außerdem war es uns immer wichtig, auch bei den Neuentwicklungen ganz vorne dran zu sein.“ Erfolgsentscheidend sei es freilich auch, sich die Handelsstrukturen, geschmacklichen Vorlieben und Mentalitäten in den jeweiligen Vertriebsmärkten sehr genau anzuschauen und hieraus das richtige Geschäftsmodell abzuleiten. „Wer glaubt, dass man den Märkten ein einziges, womöglich noch am Reißbrett entworfenes Geschäftsmodell überstülpen kann, hat schon verloren“, so Tiefenbacher. Die große Herausforderung sei nun natürlich die Digitalisierung und damit einhergehend der E-Commerce. „Nachdem der stationäre Handel zunehmend unter Druck gerät, kommen auch wir um das Thema Internetvermarktung nicht mehr herum.“ Und weil dadurch die Endkundenbelieferung zunehmen wird, baut EGLO gerade ein neues großes Logistikcenter in Magdeburg für 65.000 Palettenstellplätze, das 2021 seine Arbeit aufnehmen soll. 

Wie in der Modebranche

Für Firmengründer Obwieser gibt es neben dem „schlagkräftigen weltbesten Team“, das seinen wagemutigen Weg mitgetragen hat, letztlich nur ein Erfolgsrezept: „Dass wir mit unseren Produktideen immer wieder den Geschmack des Konsumenten treffen. Bei uns ist es wie in der Modebranche: Mit einer falschen Kollektion ist man ganz schnell weg vom Markt.“ Außerdem dürfe Wachstum nur ein Abfallprodukt sein, denn vorrangig komme es auf die Rendite an. Die Vision des heutigen Weges sei ihm erst Mitte der 80er-Jahre gekommen. Er könne sich noch gut daran erinnern. „Das war 1986. Damals sagte ich meinen Führungsleuten: Für einen Nischenplayer sind wir zu groß, für einen Big Player noch zu klein. Ich fragte sie also: Trauen wir uns das zu, zur Nummer eins aufzusteigen?“ Die Antwort ist mittlerweile Geschichte.

 

Text: Christine Frei

INFO

 

 

 

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