Alles safe?
Die Niedrigzinspolitik erschwert rentables Anlegen – nicht nur für Private,
sondern auch für Unternehmer. Welche Strategien in Zukunft noch
Erträge sichern können, erklärt Direktor Hubert Schenk, Bereichsleiter
Firmenkunden der Raiffeisen-Landesbank Tirol.
err Schenk, Niedrigzinsen schaffen seit Langem ein ungünstiges Umfeld für Anleger wie für Banken. Hubert Schenk: Mit ihrer letzten Entscheidung vom 18. September hat die Europäische Zentralbank (EZB) ihre Zinspolitik weiter fortgeführt: Der Leitzins bleibt zwar bei null, aber Banken zahlen künftig noch mehr – nämlich −0,50 Prozent – auf jenes Geld, das sie bei der EZB teilweise anlegen müssen. Dieser Negativzins beherrscht seit 2014 die Bankenbranche in der EU.
Warum hält die EZB nach wie vor an Niedrig- und Negativzinsen fest?
Es ist noch nicht gelungen, das angestrebte Inflationsziel von zwei Prozent zu erreichen. Der deutliche Rückgang des Wirtschaftswachstums, der für die kommenden Jahre prognostiziert wird, zwingt die EZB ebenfalls, die Zinsen niedrig zu halten. Dritter Faktor ist die immer noch hohe Staatsverschuldung vor allem in den südlichen EU-Ländern, da niedrige Zinsen zur Erleichterung des Schuldendienstes führen.
Wie schätzen Sie die weiteren Entwicklungen ein?
In der RLB rechnen wir in den nächsten Jahren nicht mit wesentlichen Änderungen dieser Zinssituation. Wir sind weiterhin Passagier der Zins- und Geldpolitik der EZB, für Banken ist das Umfeld zunehmend kritisch. Deshalb ist nun auch in Österreich – so wie bereits flächen-deckend in Deutschland praktiziert – eine teilweise Weiter-verrechnung der Nega-tiv-zinsen geplant, und zwar dort, wo es das Gesetz erlaubt: auf Zahlungsverkehrs-konten mit sehr hohen Geldbeständen im Firmen-kundenbereich.
„Es wird künftig auch für Unternehmer entscheidend sein, sich alter-native Anlage-formen zu überlegen.“
Direktor Hubert Schenk, Bereichsleiter Firmenkunden, RLB Tirol AG
Welche Empfehlung geben Sie Unternehmern angesichts dieses Ausblicks?
Unternehmer, besonders Klein- und Mittelbetriebe (KMU), sollten eine detaillierte Liquiditätsplanung durchführen und ihre Finanzen strategisch managen. Drei Bereiche sollten bedacht werden: Erstens das „working capital“, das für den laufenden Betrieb genutzt wird. Zweitens jene Gelder, die mittelfristig für Investitionen benötigt werden. Und zu guter Letzt die eiserne Reserve, die man für Krisenzeiten zur Seite legt. Diese Einteilung lege ich jedem Unternehmer ans Herz – um so die Guthabenstände auf Girokonten möglichst gering zu halten oder gar zu vermeiden. Teile des Kapitals können dann sinnvoll angelegt werden.
Welche Anlageformen sind dann überhaupt noch rentabel?
Es wird künftig auch für Unternehmer entscheidend sein, sich alternative Anlageformen zu überlegen. Wir bieten auf Wunsch auch risikoarme Produkte an. Zum einen Termineinlagen als langfristige Anlage. Zum anderen Wertpapiere sowie kapitalgarantierte Produkte wie Zertifikate, die mittelfristig auch Ertragschancen ermöglichen. Derzeit geht es nicht um eine Maximierung der Erträge, sondern um den Verbleib im positiven Zinsbereich.
Einfacher wäre es, das Geld sprichwörtlich unter den Kopfpolster oder in den Tresor zu legen.
Der Kopfpolster wäre definitiv eine schlechte Idee – mit hohen Bargeldbeständen unter dem Polster besteht dann womöglich noch Gefahr für Leib und Leben. Ein Tresor verursacht durchaus auch beachtliche Kosten, denn ab einem gewissen Geldbetrag benötigt es entsprechende Sicher-heitsklassen, bauliche Maßnahmen zur Verankerung und laufende Versicherungsprämien. Bevor Unternehmer auf diese Idee kommen, sollten sie lieber mit einer Bank reden.
Vielen Dank für das Gespräch.
Interview: Katharina Wildauer
Anlage-Tipp
von Kurt Mair, RLB-Produktmanager Veranlagung
In der heutigen Zinslandschaft ist es schwierig, liquides Kapital kurzfristig und ohne Wertverlust zu veranlagen. In der Fondsveranlagung bietet sich hier etwa der Raiffeisen-Euro-ShortTerm-Rent an. Hierbei handelt es sich um einen Anleihefonds, der regelmäßige Erträge als Anlageziel anstrebt. Dieser Fonds investiert überwiegend in auf Euro lautende Anleihen mit einer maximalen (Rest-)Laufzeit von 5 Jahren und darüber hinaus noch in andere Geldmarktinstrumente, wobei die durchschnittliche Portfolio-Restlaufzeit des gesamten Fonds drei Jahre nicht übersteigen darf. Mit einer derzeitigen durchschnittlichen Kapitalbindungsdauer von 1,07 Jahren stellt dieser Fonds eine gute Möglichkeit für ein kurzfristiges Liquiditätsinvestment dar.