Unterstützen leicht(er) gemacht
Die Corona-Krise macht einmal mehr deutlich, wie wichtig die Unterstützung älterer, kranker und wenig mobiler Menschen ist. Das Abwickeln von Einkäufen und Erledigungen durch Freiwillige oder die Gemeinde wird durch die Initiative „Gemeinsam versorgt“ nun vereinfacht.
ltere und hilfsbedürftige Personen erlebten in den letzten Wochen und Monaten eine Welle der Unterstützung: Freiwillige oder Gemeindemitarbeiter übernahmen das Einkaufen für jene, die es aus gesundheitlichen oder Mobilitätsgründen nicht konnten oder sollten. Das Abwickeln der Besorgungen war aber oft mit Papierkram und direktem Kontakt verbunden, schließlich müssen Einkaufszettel, Rechnung und Bargeld gleich mehrfach ausgetauscht werden. Besonders der finanzielle Aspekt der Abrechnung sorgte oft für Verunsicherung.
Um die Nachbarschaftshilfe administrativ zu vereinfachen, schlossen sich MPREIS und die GemNova, das Unternehmen der Tiroler Gemeinden, zusammen. Gemeinsam mit der Agentur Brain Behind wurde die Solidarinitiative mit zugehöriger Handy-App „Gemeinsam versorgt“ entwickelt.
So funktioniert’s
Hilfesuchende in den teilnehmenden Gemeinden bestellen entweder via App oder per Anruf an die zugehörige Hotline ihre gewünschten Produkte, beim ersten Anmelden werden die Zahlungsdaten hinterlegt. Die „Shopping-Engel“ im Ort erhalten die Einkaufslisten, bezahlt wird mit dem Handy: „Bestellung, Bezahlung, Bonkontrolle und Verrechnung werden bargeldlos über die App abgewickelt – schnell, einfach und unkompliziert“, erklärt der Geschäftsführer der GemNova, Alois Rathgeb.
„Das Nachbarschafts-
hilfeprojekt hat großes Potenzial, weit über Krisenzeiten hinaus zu einer ständigen Einrichtung zu werden.“
Alois Rathgeb, Geschäftsführer GemNova
Offen für alle
„Uns war es wichtig, keine Insellösung, sondern ein einfaches System für alle Nahversorger der Region zu schaffen“, so Gudrun Pechtl, die das Projekt seitens MPREIS betreut. So steigen demnächst auch die REWE-Gruppe, ADEG und die Drogeriemärkte BIPA und DM mit ein. Außerdem können auch Bauernläden und kleine Händlerinnen und Händler im Ort mitmachen – selbst ohne Bankomatterminal. „Das System ist offen für alle und fördert damit die Regionalität“, ist Rathgeb überzeugt.
Testlauf
In den Gemeinden Mils und Sölden läuft derzeit ein erster Testlauf, über die GemNova wird „Gemeinsam versorgt“ schrittweise auf mehr Tiroler Gemeinden ausgeweitet. „Die Initiative ist in der aktuellen Situation natürlich besonders wichtig, soll aber ein langfristig etabliertes System werden“, sagt Gudrun Pechtl. Soziale Organisationen und Sozialsprengel etwa könnten über die App ihre Services abwickeln. Laut Alois Rathgeb ist das Feedback positiv und das Interesse enorm. So hätten bereits Ortsstellen des Roten Kreuzes, die Caritas und andere Bundesländer Interesse an „Gemeinsam versorgt“ bekundet: „Das Nachbarschaftshilfeprojekt hat großes Potenzial, weit über Krisenzeiten hinaus zu einer ständigen Einrichtung zu werden.“
Katharina Wildauer