Winter mit Wermutstropfen

Während die ersten Gäste bereits den Sommer in Tirol genießen, ziehen die Hoteliers Bilanz: Die Wintersaison 2014/15 ist vorbei und alles in allem konnte der Tiroler Tourismus wieder ein Plus verbuchen. Doch ganz glücklich ist man mit den Ergebnissen nicht.

Fotos: Hotel Jagdhof Pfurtscheller GmbH, Kobinger, Fotograf Felderer, Tirol Werbung/Fanz Bauer
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ie letzten Wintergäste sind abgereist und für die Tiroler Hoteliers hat die Sommersaison bereits begonnen. In den Zahlen der Tiroler Tourismusstatistik ausgedrückt, erscheint der vergangene Winter durchwegs als Erfolg: Zwischen November 2014 und April 2015 konnten rund 5,6 Millionen Ankünfte verzeichnet werden – eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr um 4 Prozent. Insgesamt haben die Gäste in dieser Saison 25,9 Millionen Nächtigungen in Tirol verbracht – und damit 2,1 Prozent mehr als 2013/14.

Doch so ganz will sich die Jubelstimmung im Tiroler Tourismus nicht einstellen.

Nahe am Geschehen.

Über ein leichtes Plus von ein bis zwei Prozent durfte sich Magdalena Schösser freuen, die das Hotel Magdalena in Ried im Zillertal leitet. „Wir haben vor allem im Jänner und Februar Zuwächse verbucht“, erzählt die Zillertalerin. Sobald absehbar war, 

„Wenn es in den Niederungen Schnee gibt, wollen Gäste nicht mehr bei minus 20 Grad auf 3.000 Meter.“

Christina & Armin Pfurtscheller, Jagdhof

Denn viele der Gäste schätzen es, ihren Urlaub mit anderen Besuchern zu verbringen, die ähnliche Interessen haben. Im speziellen Fall des Hotels Magdalena richten sich die Angebote vor allem an Urlauber, die mit ihrem Hund reisen. „Außerdem ist im Sommer Golf ein wichtiges Thema. Und wir bieten das ganze Jahr über Spa und Wellness als wetterunabhängiges Programm“, unterstreicht Magdalena Schösser. Dementsprechend blickt man im Hotel Magdalena auch der Sommersaison zuversichtlich entgegen. 

Später Schnee.

Einer der Faktoren, die im vergangenen Winter zum Tragen kamen, war die anfänglich schlechte Schneelage. Besonders tiefer gelegene Regionen bekamen das zu spüren, bestätigt Stephan Kobinger, Geschäftsführer des Hotels Post in Pertisau am Achensee. „Gesamt betrachtet waren die Ergebnisse durchschnittlich“, berichtet der Hotelier. „Schuld könnte auch der vorletzte Winter sein, der keiner war. Das verunsichert Gäste.“ Der schlechte Einstieg wurde am Achensee von der später hervorragenden Wetterlage wettgemacht. 

„Sommer werden am Achensee zunehmend wichtiger. Insgesamt geht es definitiv aufwärts.“

Stephan Kobinger, Hotel Post

Vorteil für Gletscher.

Während der fehlende Schnee in anderen Regionen zum Problem wurde, konnte das Stubai mit seinem Gletscher profitieren, erzählt Armin Pfurtscheller, AR-Vorsitzender des TVB Stubai und Geschäftsführer des Hotels Jagdhof in Neustift. Dort konnte so im Dezember ein Plus verbucht werden. Alles in allem fiel die Saison aber eher durchwachsen aus: „Das Stubaital ist ein Lückenbüßer“, erklärt Pfurtscheller. „Wenn es in den Niederungen Schnee gibt, wollen Gäste nicht mehr bei minus 20 Grad auf 3.000 Meter.“ Dazu kommen infrastukturelle Nachteile. Das Skigebiet im Stubai liegt 20 Kilometer entfernt vom Ort. 

„Da fällt es schwer, mit besser ausgebauten Gebieten in Konkurrenz zu treten. Deswegen haben wir von der Steigerung wenig mitbekommen.“ Und auch im Sommer sieht der Hotelier ähnliche Schwierigkeiten. Gerade Anlagen wie Golfplätze seien zu weit entfernt, um mithalten zu können. Nicht zuletzt deswegen hat Pfurtscheller im Jagdhof einen Wellnessbereich als zweites Standbein eingerichtet, der ganzjährig eine Alternative schafft. Eine Prognose für den heurigen Sommer möchte Pfurtscheller allerdings noch nicht wagen.

Wettbewerbsdruck steigt.

Dementsprechend variieren die persönlichen Wahrnehmungen der Tiroler Hotellerie je nach Ort und Angebot. 

„Wir haben im Zillertal das Glück, dass unsere Region so ziemlich alles bieten kann, was das Urlauberherz begehrt.“

Magdalena Schösser, Hotel Magdalena
Positive Winterbilanz: In der vergangenen Wintersaison wurden in Tirol fünf Millionen Ankünfte und 23,7 Millionen Nächtigungen verzeichnet.

Der Winter 2014/15 in Zahlen

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ie Steigerungen um 4 Prozent bei den Ankünften und 2,1 Prozent bei den Nächtigungen sind besonders den deutschen Gästen zu verdanken. Die traditionell stärkste Besuchergruppe in Tirol hat um 4,4 Prozent zugelegt. Gleich geblieben sind Nächtigungen im Inlands-Segment, dafür konnte Tirol einen Zuwachs um 2,9 Prozent bei den Ankünften verbuchen. Wie erwartet hat sich dafür der russische Markt schlechter entwickelt. Beim ehemaligen Spitzenreiter aus dem Osten weist die Bilanz einen Rückgang von 35 Prozent der Ankünfte und 34,7 Prozent der Nächtigungen auf. Damit rutschen die russischen Gäste bei den Ostmärkten auf Platz drei hinter Polen und Tschechien.

Gefragte Ferienwohnungen.

Was die Wahl der Unterkünfte betrifft, gingen in der vergangenen Saison die Ferienwohnungen als Gewinner hervor. Im privaten Bereich wurde ein Nächtigungszuwachs von 3,8 Prozent verzeichnet, im gewerblichen Segment ein Plus von 3,7 Prozent. Knapp dahinter lag die 4- und 5-Sterne-Hotellerie mit 3 Prozent. Das Schlusslicht bildeten die Privatzimmervermieter. Sie stiegen mit 21 Prozent weniger Nächtigungen aus.

Während im vergangenen Winter rund jede zweite Nächtigung von Besuchern aus Deutschland gebucht wurde, konnten auch andere Märkte ein Wachstum verzeichnen:

 

  • Niederlande: plus 2,7 Prozent Ankünfte, plus 1,9 Prozent Nächtigungen
  • Schweiz: plus 7 Prozent Ankünfte, plus 5,3 Prozent Nächtigungen
  • Vereinigtes Königreich: plus 3,8 Prozent Ankünfte, plus 3 Prozent Nächtigungen