Totgesagte leben länger

Industrie 4.0 ist derzeit als Begriff vielfach zu finden. Doch was bedeutet Industrie 4.0 und Digitalisierung, welche Potenziale, aber auch Risiken entstehen für uns als Industrieland oder als Gesellschaft? Welche neuen Anforderungen und Qualifikationen werden an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von morgen gestellt? Zu diesen Themenfeldern nachstehend ein kurzer Überblick.

Foto: OENB
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uslöser für die jüngste Diskussion ist die Abschaffung der 500-Euro-Banknote. Der 500-Euro-Schein wird ab Ende 2018 nicht mehr ausgegeben, wie die Europäische Zentralbank Anfang Mai beschlossen hat. Dass die Bevölkerung verunsichert reagiert, ist für mich verständlich. Jedoch kann ich beruhigen: Ein Ende des Bargeldes ist weder beabsichtigt noch in Sicht. Die Fakten:

 

1) Es geht um ein geordnetes Auslaufen der 500-Euro-Banknote, um – auch wenn ich das stark bezweifle – bestimmte kriminelle Aktivitäten einzudämmen. Die anderen Denominationen bleiben erhalten. Bis weit in die 2020er-Jahre hinein kann der 500er als gesetzliches Zahlungsmittel eingesetzt werden. Danach bleibt der 500-Euro-Schein an den Kassen der OeNB zeitlich unbegrenzt umtauschbar.

 

2) Der Präsident der Europäischen Zentralbank, Mario Draghi, hat mehrmals hervorgehoben:

„Bargeld ist das einzige gesetzliche Zahlungsmittel im Euro-Währungsgebiet und ergänzt andere Zahlungsinstrumente. Es bietet spezifische Vorteile und wird dies auch in Zukunft tun.“

 

3) Und was die Existenz des Bargeldes in der fernen Zukunft betrifft, so möchte ich einen sehr wichtigen Punkt hinzufügen. Österreich wird über den weiteren Einsatz des Bargeldes bestimmen. Denn: Eine theoretische Abschaffung von Bargeld ist in Europa nur einstimmig durch den Europäischen Rat möglich.


Flexiblere Zahlungsmöglichkeiten.

Die Entwicklung des unbaren Zahlungsverkehrs schreitet dennoch stetig voran. Die Art und Weise zu zahlen ändert sich, getrieben durch das rasche Aufkommen neuer Technologien und die steigende Nachfrage der Konsumenten nach flexibleren Zahlungsmöglichkeiten. Konsumenten haben mehr

Der stetig wachsende Bargeldumlauf im Euroraum spricht nicht dafür, dass eine bargeldlose Gesellschaft baldige Realität ist. Seit Einführung des Euro hat sich der wertmäßige Umlauf vervierfacht.

Auf dem Weg zur bargeldlosen Gesellschaft?
Ich werfe daher eine provokante Frage auf: Sind wir nicht letztendlich doch auf dem Weg zu einer bargeldlosen Gesellschaft? Könnte das Bargeld eines Tages tatsächlich ganz verschwinden? Ich sage: Nein. Hier drei Argumente, die meine Aussage belegen sollen:

1) Der stetig wachsende Bargeldumlauf im Euroraum spricht nicht dafür, dass eine bargeldlose Gesellschaft baldige Realität ist. Seit Einführung des Euro hat sich der wertmäßige Umlauf vervierfacht. Der Bargeld-Umlauf des gesamten Eurosystems belief sich Ende April 2016 auf rund 1.100 Mrd. Euro.

2) Neben der Zahlungsmittelfunktion stiftet das Bargeld für die Bevölkerung auch einen Nutzen als Wertaufbewahrungsmittel. Der Euro behauptet seine Position als solches, vor allem außerhalb des Euroraums. Gemessen am Wert dürften sich zwischen 20 und 25 Prozent der im Umlauf befindlichen Euro-Banknoten im Besitz

von Personen außerhalb des Eurogebiets befinden (hauptsächlich in Nachbarregionen des Euroraums).Die Wertaufbewahrungsfunktion ist für die Menschen gerade in finanziell unsicheren Zeiten von großer Bedeutung, wie wir während der Lehman-Krise im Jahr 2008 und der Griechenland-Krise bemerkt haben, als die Nachfrage nach Banknoten sprunghaft anstieg. Bargeld sorgt besonders in Krisenzeiten für Vertrauen und bleibt auch in Notsituationen wie z. B. Naturkatastrophen oder Stromausfällen für die Bevölkerung verfügbar.

 

3) Wir wollen einen Wettbewerb der Zahlungsmittel. Ohne Bargeld besteht die Gefahr, dass die Gebühren für Überweisungen und digitales Bezahlen zu hoch werden.

 


Ich behaupte also: Bargeld war in der Vergangenheit, ist in der Gegenwart und wird in der Zukunft ein beliebtes Zahlungsmittel bleiben.