Hintergrundwissen
Generationswechsel im Betrieb
Eine Betriebsübergabe ist in jeder Firmengeschichte eine Zäsur, die Weichen dafür sollten auf jeden Fall rechtzeitig gestellt werden. Wie eine erfolgreiche Unternehmensübergabe gelingen kann, hat Familie Gerber im Kühtai vorgemacht.
ario Gerber ist Geschäftsführer und Inhaber der Gerber Hotels in Kühtai. Die Gesellschaft vereint das Vier-Sterne-Superior-Hotel Mooshaus, das Vier-Sterne-Hotel Alpenrose, das Drei-Sterne-Hotel Elisabeth, die Pizzeria da Bruno sowie die Drei Seen Hütte. Aktuell beschäftigt das Unternehmen etwa 125 Mitarbeiter. Über 20 Jahre ist die Familie bereits in Kühtai. Zu Beginn gab es das Mooshaus mit 85 Betten. Mario Gerber absolvierte damals noch seine touristische Ausbildung. Nach seinem Abschluss sammelte er in verschiedenen Betrieben Erfahrungen und kam fünf Jahre später mit 25 Jahren in das elterliche Unternehmen. „Schon damals hat mir mein Vater freie Hand gelassen“, erinnert er sich. So ließ Hotelier Bruno Gerber seinen Sohn eigene Ideen einbringen. Als der Junior die Geschäftszahlen in den drei folgenden Wirtschaftsjahren steigern konnte, bestellte ihn der damals 53-jährige Bruno Gerber zum Geschäftsführer. „Ich bin sehr stolz auf meinen Vater, dass er es geschafft hat, so früh das Ruder aus der Hand zu geben, und mir diese verantwortungsvolle Position mit 28 Jahren zugetraut hat.“
Eine gemeinsame Marke.
Bis zum Jahr 2014, in seinen ersten sechs Jahren als Geschäftsführer, führte Mario Gerber unter anderem die Dachmarke
„Gerber Hotels“ ein. „Eine gemeinsame Werbeschaltung ist damit zwar nicht möglich, weil sich die einzelnen Betriebe an unterschiedliche Zielgruppen richten, aber für den Auftritt gegenüber Firmen oder Gästen vor Ort stellt es einen großen Vorteil dar.“ Seit Februar 2015 ist Mario Gerber auch Inhaber aller Betriebe. „Für mich hat sich seit der Übergabe aber nicht viel geändert, da ich Entscheidungen hinsichtlich Finanzierung, Marketing, Werbung und Personal auch zuvor schon treffen durfte.“
Geplanter Ablauf.
Neben Klarheit in rechtlicher und steuerlicher Sicht ist laut Gerber vor allem eines wichtig: gegenseitiger Respekt. „Es ist für beide Seiten keine leichte Situation.“ Was für den 36-Jährigen angesichts des jahrelangen Unternehmensaufbaus, der gefeierten Erfolge, aber auch der erlebten Niederlagen mehr als verständlich ist. „Natürlich kann eine Übergabe nicht von heute auf morgen stattfinden, weil sich der Übergeber emotional lösen muss.“ Grundsätzlich rät der Touristiker auch nach der Übernahme, sich bei Entscheidungen immer im Klaren zu sein,
was diese für das Unternehmen bedeuten – insbesondere im Hinblick auf den bisherigen Weg. Generell müssen die wirtschaftlichen Voraussetzungen stimmen: „Wie sieht es zum Beispiel mit Schulden oder Investitionsstaus aus?“ Der Betrieb sollte in einem soliden finanziellen Zustand übergeben werden. Schließlich ist die finanzielle Grundlage nötig, um den Betrieb weiterführen zu können.
Führen und führen lassen.
„Der Tourismus hat sich stark gewandelt, deshalb ist eine einschlägige fachliche Ausbildung des Nachfolgers unerlässlich“, sagt Mario Gerber. „Und ein anfängliches Zusammenarbeiten hilft beim Einstieg in das Unternehmen.“ Maßgeblich sei dabei, dieses Miteinander gegenüber der Belegschaft zuzulassen und zu zeigen. Für den Übergeber heißt das letzten Endes, die nächste Generation betriebswirtschaftlich führen zu lassen. „Es bringt nichts, wenn man das Unternehmen übergibt, die Zügel aber weiterhin in der Hand hält.“ Naturgemäß übernimmt die junge Generation durch eine Übergabe volle Verantwortung, die ältere muss hingegen plötzlich Kompetenz abgeben. „Diese emotionale Umstellung ist schwierig und nur durch Respekt zu bewältigen“, sagt Gerber.
„Der Tourismus hat sich stark gewandelt, deshalb ist eine einschlägige fachliche Ausbildung des Nachfolgers unerlässlich.“
Mario Gerber, Geschäftsführer der Gerber Hotels
Innovationen schaffen.
Für langfristiges Wachstum ist es besonders wichtig, immer wieder Innovationen zu entwickeln. „Die Dienstleistung am Gast steht dabei stets im Vordergrund. Man wird schnell betriebsblind“, erklärt Mario Gerber, „aber die neue Generation im Tourismus ist beratungsfähig.“ Über die gemeinsame Dachmarke entstand beispielsweise die Idee zur Gerber-Card: „Der Gast kann sich in unseren Betrieben bewegen und alle Leistungen werden kontaktlos auf sein Zimmer gebucht, im Gegenzug bekommt er exklusive Ermäßigungen.“ Auch die Mitarbeiter können die Gerber-Card nützen. Zusätzlich investierte der Unternehmer erst kürzlich in ein Staff Resort mit 80 Wohnungen für Mitarbeiter. Die Idee dahinter: „Wenn unsere Mitarbeiter motiviert und zufrieden sind, geben sie die Qualität an die Gäste weiter.“
Rechtzeitige Übergabe.
Mario Gerber rät zu einer rechtzeitigen Unternehmensübergabe: „Zwar dürfen die Kinder nicht zu jung sein, aber ich halte nichts davon, beispielsweise erst mit 75 Jahren zu übergeben.“ So werde der nächsten Generation kaum eine Chance geboten, sich bereits vorher im Unternehmen einzubringen. „Auch ich möchte später einmal das Unternehmen rechtzeitig übergeben und hoffe natürlich, dass meine Kinder den Betrieb übernehmen wollen“, so Gerber.