Verantwortungsvoll investieren
Nachhaltige Kapitalanlagen verbinden finanzielle Interessen mit sozial-ökologischen Aspekten und erfreuen sich seit einigen Jahren steigender Nachfrage bei Kunden.
Vom finanziellen Standpunkt aus gesehen unterscheidet sich ein nachhaltiges Investment nicht von konventionellen Anlageformen.
achhaltigkeit spielt in unserer Gesellschaft eine immer wichtigere Rolle: Menschen handeln zunehmend bewusster und richten ihr Leben verstärkt nach ethischen, sozialen und ökologischen Gesichtspunkten aus. Diese Entwicklung hat mittlerweile auch den Finanzdienstleistungssektor erreicht. „Vor rund zehn Jahren hat es einen Schub bei nachhaltigen Finanzprodukten gegeben“, berichtet etwa Dieter Aigner, Geschäftsführer der Raiffeisen Kapitalanlage-Gesellschaft (KAG). „Institutionelle, vor allem aber auch Privatkunden schauen vermehrt darauf, was mit ihrem Geld passiert.“
Einen wesentlichen Teil dazu beigetragen hat nicht zuletzt die weltweite Finanzkrise, die für ein Umdenken in der Branche gesorgt hat und dafür, dass diese sich neu ausrichten musste. Zu beobachten ist dies unter anderem auf dem Gebiet der Kapitalanlagen, wo seit geraumer Zeit ein Trend hin zu nachhaltigkeitsorientierten Investments festzustellen ist.
Profitabel und nachhaltig
Unter nachhaltigen Investments versteht man Veranlagungen, die gewissermaßen eine Balance zwischen ökonomischen und ökologischen Interessen im weitesten Sinn schaffen. Konkret bedeutet dies, dass Unternehmen, Branchen oder Staaten im Hinblick auf ein mögliches Investment nicht nur einer Finanz-, sondern zusätzlich auch einer Nachhaltigkeitsanalyse unterzogen werden. Das heißt, sie müssen sowohl profitabel für Anleger sein als auch einen verantwortungsvollen Umgang mit Menschen und natürlichen Ressourcen zeigen.
Vom finanziellen Standpunkt aus gesehen unterscheidet sich ein nachhaltiges Investment also im Grunde nicht von konventionellen Anlageformen – im einen wie im anderen Fall gilt es, möglichst hohe Erträge zu erwirtschaften und Kriterien wie Risiko, Liquidität und Rendite zu berücksichtigen. Neben diesen finanziellen Aspekten wird allerdings auch Wert auf soziale, ethische und ökologische Komponenten gelegt. Investiert wird schließlich nur in solche Fonds, die Nachhaltigkeit verkörpern und bestimmten Auflagen entsprechen.
„Etwa 15 Milliarden Euro sind im Land streng nachhaltig veranlagt.“
Alfred Strigl, Direktor des Österreichischen Instituts für Nachhaltige Entwicklung
Welche Maßstäbe Finanzdienstleister diesbezüglich anlegen, hängt von der jeweiligen Art der Veranlagung ab. Grundsätzlich hält man sich jedoch an bestimmte Auswahl- oder auch Ausschlusskriterien, die definieren, wann ein Investment infrage kommt oder eben nicht. Branchen und Unternehmen können also etwa in Hinblick auf ihren Energieverbrauch oder die Arbeitsbedingungen für Mitarbeiter geprüft werden. Beispiele für mögliche Ausschlusskriterien, die ein etwaiges Investment verhindern, wären hingegen die Nutzung von Atomenergie oder auch die Produktion von Waffen.
Steigende Nachfrage
Die Vereinbarkeit von Kapitalveranlagungen und Nachhaltigkeit ist ein komplexes Feld, zu dem kürzlich auch in Innsbruck eine Veranstaltung von der RLB Tirol AG in Kooperation mit der Raiffeisen KAGorganisiert wurde.
Dabei traten Diözesanbischof Hermann Glettler und Alfred Strigl, unter anderem Direktor des Österreichischen Instituts für Nachhaltige Entwicklung, als Keynote-Speaker auf. Thema der Vorträge war „Veranlagung am Kapitalmarkt und Nachhaltigkeit – Widerspruch oder Chance?“
„In Österreich gibt es mittlerweile viel Wissen und Know-how in diesem Bereich“, erklärt Strigl. „Etwa 15 Milliarden Euro sind im Land streng nachhaltig veranlagt.“ Noch machen diese nachhaltigen Investments zwar lediglich knapp über acht Prozent des österreichischen Gesamtvolumens aus, dennoch ist der Markt stark im Wachsen begriffen. Denn sowohl private als auch institutionelle Anleger sind zunehmend daran interessiert, was mit ihrem investierten Geld geschieht. Bischof Glettler zeigt sich wiederum überzeugt: „Auch Finanzflüsse lassen sich durch ethische Kriterien steuern. Dafür müssen Finanzdienstleister allerdings auch ein entsprechendes Produktangebot für Kunden bereitstellen.“
Neben dem Wissen, mit seinem Kapital verantwortungsbewusste Unternehmen zu unterstützen, spricht noch ein weiterer Grund für nachhaltige Investments: Branchen und Staaten, die im Einklang mit ethischen und ökologischen Kriterien agieren, sind in der Regel weniger an raschem, sondern an langfristigem Wachstum interessiert. Somit handeln sie auch in finanzieller Hinsicht nachhaltig.