Frankenkredite: Lösungsorientiert und partnerschaftlich
Die Kursfreigabe für den Schweizer Franken hat viele Tiroler Fremdwährungskreditnehmer auf dem falschen Fuß erwischt, ihre Verbindlichkeiten stiegen über Nacht um einen doppelstelligen Prozentsatz an. Tirols Raiffeisenbanken hatten schon im Vorfeld dazu gemahnt, aus dem Frankenkredit auszusteigen. Sie lassen ihre Kunden auch jetzt nicht im Stich.
s war einen Tag vor der spektakulären Ankündigung der Schweizer Notenbank, die Kursbindung des Schweizer Frankens an den Euro aufzugeben: Da fand in Tirol ein Spartentreffen der Bankbranche statt – mit Nationalbankgouverneur Ewald Nowotny. Und Österreichs oberster Währungsvertreter wurde gefragt, wie es denn mit dem Schweizer Franken weitergehen werde. Nowotny sagte das, was auch bisher Common Sense gewesen war: Auf Dauer würden die Schweizer diese Bindung möglicherweise nicht aufrechterhalten, aber aktuell gebe es keine Anzeichen für eine Änderung.
Diese Änderung kam aber dann schon einen Tag danach, am 15. Jänner: Niemand hatte sie vorhergesehen. Die Kurse spielten unmittelbar nach der Ankündigung verrückt, und übrig blieben viele Fremdwährungskreditnehmer, deren Frankenkredite demnächst fällig werden und viel teurer zurückzuzahlen sind als gedacht.
Dabei hatten die Raiffeisenbanken seit längerem gewarnt: „Wir haben sehr intensiv, eigentlich sogar mutig in den letzten Jahren begonnen, unseren Kunden einen Ausstieg aus dem Frankenkredit zu empfehlen“, sagt Albert Hell, Treasury-Chef der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG. Das Volumen solcher Kredite wurde dann auch stark reduziert.
„Viele sind dankbar.“
„Wir haben unsere Kunden seit eineinhalb Jahren dazu motiviert, aus dem Frankenkredit auszusteigen, und haben gewarnt: Früher oder später wird die Euro-Anbindung fallen, auch wenn viele Experten in öffentlichen Äußerungen weiter auf die Euro-Bindung vertraut haben“, berichtet Direktor Peter Grassl, Vorstand der Raiffeisen Regio-nalbank Hall i. T.: „Wir haben 2014 massiv darauf gedrängt, auszusteigen, haben alle unsere Kunden kontaktiert und ,Stresstests‘ durchgeführt. Wir haben also aufgezeigt, was passieren könnte, wenn der Kurs des Frankens auf 1:1 zum Euro geht.
Und wir haben auch etliche Kreditnehmer zum Franken-Ausstieg motivieren können. Die sind uns heute überaus dankbar“, so Grassl. Andere freilich blieben im Frankenkredit und stehen jetzt mit großen Problemen da. Grassl: „Raiffeisen lässt die Kunden aber nicht im Regen stehen, wir haben attraktive Lösungsmöglichkeiten, kommen den Kunden bei den Spesen entgegen, bieten attraktive Fixzinsen im Euro oder Laufzeitverlängerungen.“
Man habe vielfach schon vor der Entscheidung der Schweizer Notenbank Verbesserungen für Frankenkreditnehmer gesucht, berichtet Bernhard Heim, Ge-schäftsleiter der Raiffeisenbank Mayr-hofen: Teilweise wurden Tilgungsträger aufgelöst, wo sich das als sinnvoll erwies, oder man stellte verstärkt auf Tilgungszahlungen um, sprich: reduzierte die Belastung bei Endfälligkeit des Kredits.
„Wir haben noch am selben Tag wirklich alle Kreditnehmer angerufen und zu Gesprächen eingeladen.“
Peter Grassl, Direktor der Raiffeisen Regionalbank Hall
Telefon nicht aus der Hand.
Dennoch war an diesem 15. Jänner bei allen Banken Feuer am Dach: „Das Telefon haben wir an diesem Tag nicht mehr aus der Hand gelegt“, erinnert sich Bernhard Heim. „Wir haben noch am selben Tag wirklich alle Kreditnehmer angerufen und zu Gesprächen eingeladen“, berichtet Peter Grassl. „Die Raiffeisenbanken haben sich in dieser schwierigen Situation nicht versteckt, sondern sind auf die Kunden zugegangen“, sagt Albert Hell.
Tirols Raiffeisenbanken stehen unverändert Gewehr bei Fuß, um attraktive Alternativen zum Frankenkredit bereitzustellen. „Es gibt derzeit sehr schöne Möglichkeiten zu niedrigen Fixzinsen im Euro“, sagt Heim. Auch die Raiffeisen Bausparkasse biete attraktive Fixzinsen auf zehn Jahre an. Raiffeisen baut auf partnerschaftliche Lösungen – und rät davon ab, wieder in einen Frankenkredit einzusteigen, wie das Konsumentenschützer teilweise angeraten haben. Denn es könnte der Franken durchaus noch einmal stärker werden: „Die politischen und wirtschaftlichen Unsicherheiten in Europa sind einfach zu groß“, kommentiert Hell: „Es ist nicht abzusehen, dass wir wieder Kurse von 1,20 sehen werden. Langfristig ist der Schweizer Franken eine Aufwertungswährung.“
Fremdwährungskredite haben generell immer ein spekulatives Element, außer man hat regelmäßige Einkommen in dieser Fremdwährung. Für alle anderen ist ein Euro-Kredit das Instrument erster Wahl, denn der hält den Kopf frei von Wechselkurssorgen.
Wichtig für alle Kreditnehmer ist in diesen Tagen der Kontakt zur Raiffeisenbank, die in jedem Fall „lösungsorientiert und menschlich“ agiert, wie Grassl sagt. Das gelingt im Regelfall auch: „Bis dato kenne ich keinen, dem die Frankenkurse das wirtschaftliche Genick gebrochen haben“, berichtet Geschäftsleiter Heim. Mit den Raiffeisenbanken können betroffene Kreditnehmer jedenfalls auf partnerschaftliche Lösungen setzen.