„Wir bleiben ein nachhaltiger Partner!“

Bei den Tiroler Raiffeisenbanken gibt es keine Kreditklemme, sagt Hubert Schenk, Direktor Firmenkunden der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG. Investierenden Unternehmern bietet Raiffeisen Top-Service,
Beratung und eine breite Palette an – auch alternativen – Finanzierungsinstrumenten an.

Foto: Emanuel Kaser
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err Schenk, überall liest man von der „Kreditklemme“. Bekommen Unternehmer tatsächlich keine Kredite mehr? Hubert Schenk: Bei uns gibt es definitiv keine Verengung in der Kreditvergabepolitik. Ganz im Gegenteil: Wir sind nach wie vor vollständig finanzierungsbereit. Wir sind auf „Go!“.

 

Andere Banken reduzieren ihr Kreditgeschäft, um ihre Bilanzzahlen zu verbessern. Selbstverständlich sind auch uns die Bilanzzahlen wichtig. Das Kreditgeschäft müssen wir aber aus diesem Grund nicht einschränken. Wir achten schon immer auf eine nachhaltige Finanzierungspolitik.  

 

Aber legen nicht alle Banken heute mehr als früher Wert auf Bonität, auf Besicherungen und betriebswirtschaft-liche Zahlen? Dazu muss man zwei Aspekte berücksichtigen: Einerseits sind wir sehr interessiert, über die wirtschaftliche Situation von Unternehmen gut informiert zu sein, um eben auch in der Beratung der entsprechend professionelle Begleiter zu sein. Der andere Aspekt ist die Bonitätseinstufung, die einen Einfluss auf die Kreditvergabe und das Besicherungserfordernis hat.

 

Gibt es Druck von Basel III, da strenger zu werden? Es besteht im Hinblick auf die Eigenkapitalunterlegung ein gewisser Druck, das ist klar. Das führt aber nicht zu restriktiver Kreditvergabe, sondern drückt sich in Zukunft eher in den Finanzierungskosten aus. Es kommt immer stärker der Aspekt der risikoadäquaten Bepreisung zur Sprache.

 

Jetzt heißt es zum Teil: Nicht die Kreditklemme sei das Problem, vielmehr sei die Kreditnachfrage einfach generell schwächer. Genau, das ist das, was auch wir feststellen. Es liegen derzeit viele Investitionsvorhaben in der Schublade. Es werden aber durchaus auch Re-Investitionen hinausgeschoben, was nicht ganz unproblematisch ist, weil das irgendwann die Wettbewerbsfähigkeit zu beeinträchtigen beginnt. 

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Hubert Schenk

Was kann Raiffeisen investierenden Unternehmern anbieten? Grundsätzlich die Begleitung und frühzeitige Beratung durch unsere Spezialisten, um rechtzeitig zu planen. Das ist ganz wesentlich, um schon frühzeitig alle Möglichkeiten – von der Förderung bis zu alternativen Finanzierungsinstrumenten – einplanen zu können.

 

Sie haben nach wie vor die Kredittranchen der Europäischen Investitionsbank EIB? Ja, wir haben auch für heuer eine EIB-Tranche, wo wir die EIB-Refinanzierungsvorteile an unsere Kunden weitergeben können – übrigens mit ganz geringem Bürokratieaufwand.

 

Aber Raiffeisen hilft auch im Dickicht von Landes-, Bundes- und EU-Förderungen? Absolut, darum kümmert sich ein eigenes Team, das sein Know-how auch den regionalen Raiffeisenbanken zur Verfügung stellt. Also keine Scheu, zu einer Raiffeisenbank im eigenen Ort zu gehen. Jede Raiffeisenbank ist immer „up to date“.

 

Sie haben von alternativen Finanzie-rungs-möglichkeiten gesprochen. Was bietet sich da aktuell an? Wir denken vorneweg an das „Factoring“, das in Westösterreich noch sehr verhalten in Anspruch genommen wird, wo man über die Abtretung von Forderungen an die Factoringgesellschaft die Bevorschussung bekommt, bis hin zur Auslagerung der Debitorenbuchhaltung, die auch für kleinere Unternehmen oft sehr interessant wäre. Weiters gibt es bei der Betriebsmittelfinanzierung diverse Förderungen und Absicherungsmöglichkeiten. Da ist der Exportfonds – wir haben in Tirol ja eine hohe Exportquote, auch für den Tourismus als „exportierende“ Branche kommt das in Frage. Es gibt Einzelfinanzierungsmethoden der Kontrollbank. Hier stellen wir den direkten Kontakt her. Und dann haben wir die Exportgarantien, die angesichts des teilweise unsicheren europäischen Umfelds immer wichtiger werden. Überlegenswert sind natürlich Leasing-Finanzierungen und andere Alternativen. Das geht hin bis zu Finanzierungen über den Kapitalmarkt.

Wir verfolgen mit dem Prinzip Raiffeisen ‚Aus der Region, für die Region‘ einen ganz klaren Auftrag.

Aber nicht für klein- und mittelständische Unternehmen, oder? Doch, durchaus. Das ist in Tirol noch nicht so verbreitet wie beispielsweise in Deutschland. Aber auch hier bewegt sich einiges in Richtung Schuldscheindarlehen oder Private Placement. Da wird jetzt nicht das Börsepublikum einbezogen, sondern es handelt sich um interessierte Investoren.

 

Die sich die Firma ja auch ohne Bank suchen könnte. Ja, aber wir können diesen Prozess managen. Es gibt in diesem Zusammenhang bereits sehr erfolgreiche Beispiele. Wir beraten gerne über die verschiedenen Möglichkeiten.

 

Was, wenn ein Kunde Probleme mit der Bedienung seines Kredits hat? Unsere Stärke als Raiffeisenbanken ist: Wir bleiben hier, wir übersiedeln nicht mit unserem Geschäft. Wir fühlen uns für die Region verantwortlich und versuchen alle Möglichkeiten mit dem Kunden auszuloten, wenn er in Schwierigkeiten kommt. Wir begleiten die Kunden immer mit dem Ziel, das Unternehmen möglichst zu erhalten und nicht, zur Sicherung unserer Position als Bank, das Unternehmen zu zerschlagen. Wir verfolgen da mit dem Prinzip Raiffeisen „Aus der Region, für die Region“ einen ganz klaren Auftrag.

 

Vielen Dank für das Gespräch.