Exportmarkt USA: Chancenreich, aber gute Vorbereitung ist ein Muss

Die USA bleiben ein Land mit guten Chancen für Tiroler Exporteure,
sagt Michael Friedl, Wirtschaftsdelegierter in New York.

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Michael Friedl, Wirtschaftsdelegierter in New York
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aiffeisen kompakt: Herr Friedl, hat sich mit Präsident Donald Trump für Tiroler Exporteure viel geändert in ihrem US-Geschäft? Man hört, dass österreichische Firmen sanktioniert werden sollen, wenn sie etwa bei russischen Energieprojekten mitmachen. Michael Friedl: Die ganz großen Änderungen hat es bisher nicht gegeben. Trump hat zwar teilweise die Sanktionen, auch z. B. gegenüber dem Iran, verschärft, aber die Situation ist jetzt auch nicht schlechter, als sie vor zwei Jahren war. Was österreichische Unternehmen schon spüren, sind angekündigte Strafzölle gegen Stahlimporte, das betrifft Autozulieferer in den USA selbst, die Stahl importieren wollen, aber auch die großen europäischen Stahlerzeuger.

 

Nicht aber die Tiroler Unternehmen? 

Weniger. Was sich die Tiroler aber anschauen sollten, wenn sie in den USA Geschäfte machen und dort Investitionen tätigen wollen, ist die Tatsache, dass nationale Regelungen oft ganz anders aussehen als die Regeln in den einzelnen Bundesstaaten.

Sehen Tiroler Unternehmen den US-Markt manchmal zu sehr als einheitlichen Markt?

Die USA bestehen aus 50 Bundesstaaten, die unterschiedliche Regelungen haben bei den Steuern, Investitionsanreizen, bei Mindestlöhnen, in der Sozial- und Umweltgesetzgebung. Das beste Beispiel ist: Nachdem Trump angekündigt hat, beim Pariser Klimaabkommen nicht mitzumachen, haben 35 Bundesstaaten erklärt, sich an die Pariser Regeln zu halten.

 

Worauf sollen Tiroler Exporteure in den USA besonders achten?

Auf eine gute Vorbereitung. Sie sollten genauso gut gerüstet sein wie bei einem Markteinstieg in der Mongolei oder im Senegal. Und sie sollten nicht versuchen, gleich den ganzen US-Markt zu bearbeiten. Da verzettelt man sich. Besser ist es, Testmärkte auszusuchen. Die einzelnen Teilmärkte sind zu unterschiedlich und zum Teil auch ausreichend groß. Kalifornien etwa ist die sechstgrößte Volkswirtschaft der Welt. 

 

Wie schwierig ist es, sich gegen die rechtlichen Fallstricke im US-Geschäft abzusichern?

Eine professionelle Beratung ist hier besonders am Anfang wichtig.

„Tiroler Exporteure sollten genauso gut gerüstet sein wie bei einem Markteinstieg in der Mongolei oder im Senegal.“

Michael Friedl, Wirtschaftsdelegierter in New York

Ist jetzt ein günstiger Zeitpunkt für Exporte in die USA?

Ja. Österreichsche Unternehmen haben in einigen Bereichen durchaus einen sehr guten Ruf, beim Tunnelbau, in der Biochemie, bei Autozulieferungen oder Leichtmetallen etwa. Die USA sind ein riesiger und wachsender Konsummarkt, heuer wird ein Wirtschaftswachstum von 2,3 % erwartet, die Arbeitslosigkeit sinkt, die Löhne steigen. Die USA sind auch der größte Technologiemarkt der Welt. Dazu hat Trump wirtschaftsfreundliche Reformen angekündigt: Deregulierung, Investitionen in große Infrastrukturprojekte, eine Senkung der Körperschaftsteuer. Bisher ist davon noch nichts umgesetzt worden. Aber das Investitionsklima in den USA ist durchaus gut. Das sollte vielen Tiroler Exporteuren von Nutzen sein.

 

Vielen Dank für das Gespräch.