Mit dem „Rückwärts-Kraftwerk“ in die Zukunft

Das junge Tiroler Unternehmen SynCraft rund um den Verfahrenstechniker Marcel Huber baut Holzkraftwerke, die nicht nur saubere Energie erzeugen, sondern gleichzeitig klimaschädliches CO2 binden. Dafür wurde es heuer mit zwei Klimaschutz-Preisen ausgezeichnet.

Foto: Aria Sadr-Salek
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ossile Brennstoffe wie Erdöl, Erdgas und Kohle werden knapp, die negativen Folgen des Klimawandels immer präsenter. Es heißt, saubere, CO2-neutrale Energie aus erneuerbaren Quellen herzustellen. Die Schwazer Firma SynCraft hat das mit ihren Holzkraftwerken auf einzigartige Weise geschafft. „Im Prinzip haben wir den Kohlenstoffkreislauf der Natur nachgebaut“, erklärt Geschäftsführer Marcel Huber. Aus Holz wird ein gasförmiger Brennstoff gewonnen, dieser wird in einem Generator in Strom und Wärme umgewandelt und als Nebenprodukt entsteht hochwertige Holzkohle. „Diese Holzkohle repräsentiert gespeichertes Kohlendioxid aus der Atmosphäre. Wir emittieren also kein CO2, sondern binden es und machen es so nutzbar.“ Für die Erzeugung des brennbaren Holzgases wird ausschließlich Rest- und Schadholz verwendet – also Biomasse, die von der Industrie ohnehin nicht mehr verwendet wird.

Klein, aber oho

Durch den dezentralen Einsatz der sogenannten „Rückwärts-Kraftwerke“ kann auf lokale Ressourcen zurückgegriffen und so der Transport von Holz quer durch das Land vermieden werden. Deshalb sind die Holzkraftwerke auch nicht sonderlich groß: Im Schnitt nur 150 m2 – exklusive der Trockenboxen zur Trocknung des Hackgutes. Die Leistung ist mit einem elektrischen Wirkungsgrad von 30 Prozent bei einem Brennstoffnutzungsgrad von 92 Prozent dennoch beachtlich. Das derzeit größte Holzkraftwerk der Firma befindet sich in Laas (Südtirol) und beliefert rund 900 Abnehmer mit Wärme. Vor allem auf Gemeindeebene können die innovativen Kraftwerke punkten: Die primäre Kundengruppe sind kommunale Heizwerke und Energieversorger. Sechs Kraftwerke der Firma SynCraft gibt es bereits in Österreich, zwei stehen in Italien – der Standort Innsbruck versorgt zum Beispiel das Hallenbad O-Dorf und das Seerestaurant am Baggersee. Projekte in Kroatien, Japan, Österreich und der Schweiz sind in Planung beziehungsweise werden derzeit errichtet.

SynCraft-Geschäftsführer Marcel Huber und Matthias Schlögl, Head of Sales des Unternehmens, in einem ihrer Holzkraftwerke.

Auszeichnungen für Nachhaltigkeit

Dem Klimawandel entgegenzuwirken war von Anfang an die Motivation: „Auch noch die Generationen nach uns sollen sich an der Vielfalt und Schönheit dieses Planeten erfreuen können“, so Huber. Besonders an dem SynCraft-Patent ist, dass nicht nur Energie produziert, sondern auch CO2 gebunden wird: Pro bereitgestellte Kilowattstunde sind es gut 36 Gramm des klimaschädlichen Gases, das in Form von Holzkohle gespeichert wird. Diese wiederum kann bei der Bodendüngung, als Tierfutterzusatz oder als nachhaltige Grillkohle für die nächste Gartenparty verwendet werden. Theoretisch könnte die CO2-neutrale Holzkohle fossile Kohle sogar ganz ablösen, wäre der derzeitige Bedarf nicht so groß.

 

Diesen Herbst wurde SynCraft mit dem Energy Globe Award und dem TRIGOS Österreich ausgezeichnet. Ersterer gilt als der weltweit bedeutendste Umweltpreis, der TRIGOS ist die renommierteste österreichische Auszeichnung für verantwortungsvolles Wirtschaften. „Das fossile Zeitalter neigt sich dem Ende zu, Begriffe wie „Klimaneutralität“ und „Klimakompensation“ sind en vogue. Ein Unternehmen, das es schon heute schafft, mit seinem Produkt nicht nur Energie einzusparen, sondern CO2 zu binden, hat den Nerv der Zeit getroffen und die Auszeichnung mit dem Energy Globe Award redlich verdient“, erklärt DI Bruno Oberhuber, Geschäftsführer von Energie Tirol, die Überlegungen der Jury des Energy Globe Awards.

 

Melina Mitternöckler 

Vorteile auf einen Blick

 

  • saubere Energie: Holz ist ein nachwachsender Rohstoff. Die Energie-
  • gewinnung geschieht feinstoff- und rückstandsfrei
  • kostengünstig: Kein anderer Rohstoff als Holz wird benötigt. Nach fünf bis zehn Jahren amortisiert sich das Kraftwerk 
  • Beyond Zero Emission: Es werden nicht nur keine Emissionen erzeugt, sondern auch CO2 gebunden 
  • Effizienz: 30-prozentiger elektrischer Wirkungsgrad bei einem
  • Brennstoffnutzungsgrad von 92 Prozent
  • witterungs- und saisonunabhängig: Holz wächst immer