Die Zukunft des Bezahlens

Die Art und Weise, wie wir bezahlen, verändert sich rasant.
Die Bezahlung mit Bargeld, Kredit- und Bankomatkarte ist immer noch beliebt, aber neue, rein mobile Zahlungsmethoden sind auf dem Vormarsch – und werden die klassischen Varianten möglicherweise bald ersetzen.

Gastkommentar: Susanne Steidl, Foto: Shutterstock, Wirecard

Zur Person: 

Die gebürtige Tirolerin Susanne Steidl ist Chief Product Officer & Mitglied des Vorstands der Wirecard AG. In dieser Position treibt die studierte Psychologin und Wirtschaftswissenschafterin die Produkt- und Technologie-Strategie des Unternehmens voran und verantwortet als Managing Director auch das Geschäft in Nordamerika.

 

 

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ir beobachten, wie Bezahl-Trends sich immer mehr durchsetzen und mittlerweile im Alltag angekommen sind – sei es Mobile Payment oder biometrisches Payment per Fingerprint oder Face-ID. Bei Wirecard gehen wir zum Beispiel davon aus, dass in den nächsten Jahren die traditionellen Kassensysteme komplett abgelöst werden und dass Biometrie teilweise Passwörter ersetzen könnte. E-Commerce wird nicht mehr in der heutigen Form existieren, sondern stark mit dem physi­schen Handel verschmolzen sein – unterstützt durch Innovationen in den Bereichen Logistik, künstliche Intelligenz und Bezahlen.

 

Von Plastik, Scheck und Schein zur volldigitalen Geldbörse

Wir gehen von einer Phase, in der Bargeld, Kredit- und Debitkarten für die meisten Einkäufe verwendet werden, zu einer Zeit über, in der immer häufiger rein mobile Zahlungsmethoden zum Einsatz kommen. Dabei geht es nicht darum, dass Verbraucher ihr Smartphone zum Bezahlen an ein Terminal halten. Es geht darum, dass Einkäufe über ausschließlich digitale Wege bezahlt werden – ohne Kiosk oder Kasse dafür zu brauchen.

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Da biometrische Daten weder gefälscht noch vergessen werden können, ist Bezahlen mit Gesichtserkennung nicht nur praktisch, sondern auch sicher.

1. Biometrische Identifikation

Biometrische Identifikation ist allgegenwärtig. Sie basiert auf Merkmalen wie beispielsweise Fingerabdruck, Gesichtsmerkmale, Stimme oder Körperbewegung. Der Einsatz von Biometrie im Zahlungsverkehr hat eine Reihe von Vorteilen: Die Erkennung einer Person ist zuverlässig und man kann biometrische Daten nicht vergessen. Das gesamte Bezahlen wird schneller, sicherer und einfacher. Bereits heute sind Gesichtserkennung und andere biometrische Identifikationstechnologien im Bereich Bezahlen im Einsatz. Ein Beispiel ist Alipays „Smile to Pay“, das in China bereits Anwendung findet. Apple Pay und Google Pay in Deutschland sind deswegen so einfach, da sie auf den integrierten Erkennungstechnologien von Apple und Google basieren.   

In zehn Jahren werden wir möglicherweise das Smartphone als Endgerät für eine biometrische Zahlung nicht mehr benötigen: Ein Lächeln beim Verlassen des Geschäfts könnte ausreichen.

2. Gleicher Preis für alle?

Bereits heute sind Daten eine Art Währung: „Kostenlose“ Dienste wie Facebook oder Google nutzen Daten, um daraus Erträge für ihre Aktionäre zu generieren. Ein anderer, gegenläufiger Trend, ist die explizite Privatsphäre, wie sie z. B. Apple propagiert. In den nächsten Jahren wird der Umgang mit eigenen Daten bewusster werden. Genau dies könnte aber dazu führen, dass Daten bewusst als Währung wahrgenommen werden und auch für Einkäufe eingesetzt werden können – zum Beispiel für individuelle Angebote, die auf dem historischen Kaufverhalten basieren.

„Finanzinstitute werden globale Zahlungs­ökosysteme entwickeln, die alle geografischen Barrieren überwinden.“

Susanne Steidl, Wirecard AG

Mit diesen Änderungen geht eine Weiterentwicklung der Bezahlindustrie in hohem Tempo einher. Bahnbrechende digitale Technologien werden der Branche in den nächsten zehn Jahren unvorstellbare Fortschritte bringen – auch über die gerade erwähnten hinaus. Händler können bessere und personalisierte Kundenerlebnisse schaffen, sodass Kassensysteme am POS immer überflüssiger werden.

Finanzinstitute werden globale Zahlungsökosysteme entwickeln, die alle geografischen Barrieren überwinden. Händler und Geschäfte sind keine „Warenlager“ mehr, sondern bieten Erlebnisse und Emotionen. Und nicht zuletzt werden immer mehr Menschen an Zahlungssystemen teilhaben.

 

Digitale Technologien verändern gleichzeitig sowohl das Zahlungsverhalten als auch die Geschäftsmodelle von Unternehmen. Payment wird immer sicherer, einfacher und teilweise unsichtbarer, weil es vollständig in den Kaufprozess integriert wird.