Raus aus der Dringlichkeitsfalle

Wenn jeder alles immer sofort will und alle glauben, was eilig ist, muss immer zuerst erledigt werden – dann ist es Zeit, der Dringlichkeitsfalle zu entkommen.

 

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eider herrscht in unserer Gesellschaft der Dringlichkeitswahn. Dabei ist vieles Dringliche nicht wichtig und vieles Wichtige nicht dringlich! Beugen Sie sich nicht länger dem Diktat der Dringlichkeit und setzen Sie klare Prioritäten, die Ihren Zielen und Ihrer Funktion dienen.

 

Prioritäten verfolgen.

Schon Konfuzius sagte: „Wer am falschen Faden arbeitet, zerstört das ganze Gewebe.“ Wer sich auf seine Prioritäten konzentriert, arbeitet immer am richtigen Faden und kann seine Ziele mit Ruhe und Gelassenheit verfolgen. Leider erkennen wir das Wesentliche oft gar nicht vor lauter Dringlichem und sind nicht in der Lage, zwischen wichtig und dringlich zu unterscheiden.

 

Auf den ersten Blick halten die meisten Menschen viele Aufgaben für wichtig. Überlegt man es sich aber genau, so ist doch nur das wichtig, was gut und gesund für uns ist, was uns den eigenen Träumen, Wünschen und Zielen näherbringt oder was Ergebnisse und Erfolge verspricht. Dringlich hingegen sind Aufgaben, die bis zu einem bestimmten Zeitpunkt erledigt werden müssen, weil irgendjemand darauf drängt oder danach schreit. Dringlichkeit hat also nichts mit Zielen und Erfolg zu tun, sondern nur mit Zeit und Terminen. Doch gerade die dringlichen – also nicht die wichtigen – Aufgaben bereiten uns sehr oft Stress, Probleme und Druck.

Reduzieren.

Weniger ist mehr – dieser Satz ist mehr als eine Binsenweisheit. Denn je komplexer und stressiger sich unser Leben gestaltet, desto mehr sehnen wir uns nach einfachen Formen und Strukturen. Zu viel Auswahl blockiert uns nämlich: in unserem Verhalten, in unseren Entscheidungen und in unserem Sein. Das gilt für Wohnungen und Arbeitsplätze genauso wie für Beziehungen und unser Seelenleben. Wenn wir uns von allem trennen, was uns nicht (mehr) entspricht, schaffen wir Platz – für mehr Zeit und mehr Leben.

 

Das Leben vereinfachen.

Ein ruhiges Leben auf dem Land, umgeben von der Schönheit der Natur. Ein schlichtes Heim, das nur mit wenigen Möbeln eingerichtet ist. Ein ordentlicher und übersichtlicher Arbeitsplatz. Klingt das nicht verheißungsvoll, wohltuend und befreiend? Die Realität sieht meist anders aus: Unser Zuhause entpuppt sich als 24-Stunden-Job. An die Kosten für Miete oder die monatlichen Raten, um es abzuzahlen, wollen wir gar nicht denken. Doch wer reduziert und vereinfacht, gewinnt Zeit, weil ...

 

  • … nichts Überflüssiges belastet oder ablenkt.
  • … man sich aufs Wesentliche konzen-trieren kann;
  • … man dadurch sehr viel mehr Zeit für seine Familie, Freunde und Hobbys hat.

 

Das Buch zum Thema

Lothar Seiwert: Lass los und du bist Meister deiner Zeit. Mit Konfuzius entschleunigen und Lebensqualität gewinnen. Gräfe und Unzer, 2014.

 

www.Lothar-Seiwert.de

 

Doch in der Realität des Alltags leben viele Menschen gegen ihre innere Uhr: unregelmäßige Arbeitszeiten, Schichtdienst, aufstehen, bevor es draußen hell wird, ständig in Eile sein, immer größten Einsatz zeigen, abends spät zu Bett gehen und so weiter. Doch wer sein Bewusstsein schärft für den Takt der eigenen inneren Uhr, findet zu einer Balance zwischen den persönlichen Bedürfnissen und den Anforderungen der Tempogesellschaft.

 

Grenzen setzen durch Nein-Sagen.

Die modernen Kommunikationsmittel wie Handy oder E‑Mail, die uns eigentlich das Leben erleichtern sollten, entpuppen sich für viele Menschen als Stressquelle, weil sie uns nonstop verfügbar machen und vom Wesentlichen ablenken. Die immer größer werdende Informationsflut, die uns rund um die Uhr überfrachtet, sowie unsere ständige Erreichbarkeit geben uns das Gefühl, fremd- statt selbstbestimmt zu sein. Sie lassen die Grenzen zwischen Berufs- und Privatleben immer mehr verschwimmen und geben uns das Gefühl, in immer weiter wachsenden To-do-Listen zu ersticken. Doch kein Mensch kann auf Dauer 24 Stunden am Tag verfügbar und leistungsfähig sein. Daher ist es umso wichtiger, auch nein zu sagen und Aufgaben abzulehnen, die wir eigentlich gar nicht wollen. Zu viel Ja-Sagen bringt weder etwas ein, noch bringt es uns voran. Im Gegenteil: Wer sich von anderen ständig einspannen lässt, schadet sich auf Dauer selbst. Ein Nein hingegen ist ein effektives Mittel, um Grenzen zu setzen und zu mehr Zeit zu gelangen.

 

Prof. Dr. Lothar Seiwert, Führender Experte für Zeit- und Lebensmanagement

Lothar Seiwert Portrait