Fallende Schranken zu Fernost

Ein frisch vereinbartes Handelsabkommen gießt die informellen Handelsbeziehungen zwischen Japan und der EU bald in feste Formen. Davon werden auch die österreichische Wirtschaft und insbesondere Tirols klein- und mittelständische Unternehmen deutlich profitieren.

Fotos: Christian Forcher
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ls weltweit drittgrößte Volkswirtschaft und viertgrößter Ex- und Importeur von Waren und Dienstleistungen bringt Japan gewaltiges wirtschaftliches Gewicht auf die Waage. Das macht die Hightech-Nation in Zeiten von Globalisierung und Digitalisierung zu einem enorm wichtigen Partner – auch für Österreich. Denn Japan ist nach China Österreichs zweitwichtigster Handelspartner in Asien.

 

„Die Beziehungen zwischen Japan und der Europäischen Union haben bislang aber vor allem auf informellen Dialogen basiert“, erklärt Gerhard Huter, Leiter des Außenhandelsservice der Raiffeisen-Landesbank Tirol AG. Seit vergangenem Juli hat sich das allerdings geändert. Nach langwierigen Verhandlungen zwischen der EU und Japan, an denen auch die Wirtschaftskammer Österreich, das österreichische Parlament und das Bundeskanzleramt beteiligt waren, ist es den Parteien gelungen, sich auf ein Handelsabkommen zu einigen.

Gerhard Huter

„Hohe Zölle und unnötige bürokratische Schranken betreffen KMUs in der Regel überproportional.“

Gerhard Huter, Leiter Außenhandelsservice der RLB Tirol AG

Vorteil für alle

Wenn dieses voraussichtlich noch in diesem Jahr in Kraft tritt, bedeutet das, dass für 90 Prozent aller europäischen Lieferungen die bisherigen Zollsätze gänzlich entfallen. Das kommt auch österreichischen Unternehmen zugute. 2014 exportierten 1.383 heimische Unternehmen einen Warenwert von 1,15 Milliarden Euro nach Japan. Davon waren 81 Prozent KMUs. Ihr Exportvolumen belief sich auf 625 Millionen Euro. Und alleine aus Tirol wurden 2017 Güter im Wert von 114,34 Millionen Euro – knapp ein Prozent des Gesamtexportvolumens – nach Japan verschoben, das damit immerhin Platz 16 auf der Tiroler Export-Rangliste einnimmt.

 

Insbesondere in der von klein- und mittelständischen Unternehmen geprägten Wirtschaftslandschaft Tirols bringt das Abkommen Vorteile. „Hohe Zölle und unnötige bürokratische Schranken betreffen KMUs in der Regel überproportional“, weiß Huter. Und auch indirekt wird ihnen die Übereinkunft entgegenkommen. Denn gerade in Tirol sind viele KMUs als Zulieferer der Exportwirtschaft tätig. „Dort wird das Wegfallen der Schranken für Aufwind sorgen, was auch der Auftragslage im Land gut tun wird“, ist sich Gerhard Huter sicher.