Was Teilen mit Raiffeisen zu tun hat

Das Modell der Genossenschaft finden manche altmodisch oder gar überholt, doch gibt es vielfach Antworten auf Fragen unserer Zeit.

Foto: Raiffeisen
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as Jahr 1818 brachte gleich mehrere Pioniergeister hervor. Einer davon war der bekannte amerikanische Erfinder Thomas Adams, dem wir den Kaugummi verdanken, in Österreich war es unter anderem der Hygiene-Pionier Ignaz Semmelweis, der später als der „Retter der Mütter“ in die Geschichte einging. Und dann war da noch Friedrich Wilhelm Raiff-eisen, der Vater einer Idee, die die Welt nach wie vor bewegt.

 

Viele Genossenschaften gedenken im heurigen Jubiläumsjahr ihres Gründervaters Friedrich Wilhelm Raiffeisen. Auch wenn nicht jeder gleich etwas mit dem Thema anzufangen weiß, ist zumindest sein Nachname beinahe jedem ein Begriff. Denn er entwickelte die Idee, die später Millionen Anhänger fand, getreu dem Motto: „Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele.“ Diesem Gedanken folgend entstanden Unternehmen, die Genossenschaften hießen – und auch heute gibt es davon noch Tausende. Wohnungsgesellschaften, Energieunternehmen,  Tourismusbetriebe oder auch Gemeindeunternehmungen und Agrarzusammenschlüsse, viele haben das Modell für sich entdeckt und sehen Sinn in der heute weit verbreiteten Rechtsform. Bekanntestes und wohl auch erfolgreichstes Beispiel sind die Raiffeisenbanken, die nach dem Modell Raiffeisens organisiert sind und deshalb auch seinen Namen tragen.

 

Die neuen „Genos“ sind da

Vielleicht hätte es die juristische Rechtsform „Genossenschaft“ in einer Zeit, in der der Anglizismus auch die hintersten Täler bereits heimgesucht hat, heute leichter, wenn sie sich wie im Englischen cooperative oder co-op nennen würde. Die Inhalte aber bleiben immer dieselben, nur das Mäntelchen ist heute schicker und trendiger geworden. Was heute mit dem Wort „Genossenschaft“ manchmal antiquiert zu klingen scheint, hat sich längst auch im dritten Jahrtausend durchgesetzt: Shared Spaces, Carsharing, Booksharing oder Site-Sharing – all das, was heute so hip und modern klingt, ist Genossenschaft. Denn hier schließen sich mehrere zusammen und machen etwas gemeinsam.

 

Sei es nun die gemeinsame Verwendung von Autos oder von Büros, von Büchern oder gar von Flugzeugen (mit dem Codesharing teilen sich sogar Flugunternehmen die Flieger), all das ist im Grunde dasselbe wie Raiffeisen. Das Modell setzt sich vermehrt auch in neuen Unternehmen und Initiativen durch. Hierzu gehören etwa auch Couchsurfing, Uber oder Airbnb, auch wenn diese Plattformen nicht jedem gefallen. Auch hier wird Gut mehrfach genutzt, eben geteilt, und dadurch Mehrwert für alle geschaffen.

 

„Was einer alleine nicht schafft, das schaffen viele.“

Friedrich Wilhelm Raiffeisen

Erfolgreiche Beispiele der Sharing Economy

Airbnb

Wer heute reist, der will in das Leben des Reisezieles eintauchen und das Flair einer Stadt in den Straßen, Küchen und Clubs der Destination hautnah und so authentisch wie möglich erleben. Sharing-Plattformen wie Airbnb ermöglichen Privatanbietern, ihre Wohnungen direkt an interessierte Reisende zu vermieten, die dafür einen Einblick in das Lebensgefühl und die Lebenswelt der lokalen Bevölkerung erhalten. Anfangs als preiswerte und gemeinschaftlich nutzbare Alternative zu Hotels gedacht, hat sich Airbnb mittlerweile zu einem lukrativen Geschäftsmodell entwickelt, das in vielen Städten die Wohnraumknappheit weiter anfeuert und deshalb etwa in Amsterdam oder Barcelona bereits gesetzlich reglementiert wurde, um den negativen Trends entgegenzuwirken.

Coworking

Die Arbeitswelt junger Menschen hat sich in den letzten Jahren stark verändert und ist flexibler und eigenständiger geworden. Anstatt klassischer Anstellungsverhältnisse und geregelter
Arbeitszeiten
benötigen Jungunternehmer und Selbstständige einen erschwinglichen Arbeitsplatz und die Möglichkeit, sich untereinander austauschen zu können. Hier kommen moderne „Coworking Spaces“ ins Spiel, die „Büro-WGs“ für die Generationen Y und Z, in denen gemeinsam gearbeitet, vernetzt und an neuen Geschäftsideen
gefeilt werden kann.

 

Uber und Lyft

„Billig und sicher von A nach B“, das versprechen Fahrtendienste wie Uber und Lyft ihren Kunden. Die Anbieter setzen auf private Kfz-Besitzer, die sich, ohne Konzessionssystem wie bei Taxis, Geld dazuverdienen möchten. Uber und Lyft lösten eine kleine Revolution in der urbanen Mobilität aus, die dank der billigen Fahrpreise zwar die Kunden, nicht aber das Transportgewerbe begeistert hat, das vermehrt gegen die Konkurrenz und ihr neues Geschäftsmodell juristisch vorgeht.